Die Teuerung von mehr als zwei Prozent bereitet den Gewerkschaften genauso Sorgen wie der erwartete starke Anstieg der Krankenkassenprämien. Und das werde für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ganz direkte Auswirkungen haben, befürchtet Daniel Lampart, der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.
So drohe einer Familie mit zwei Kindern ein Kaufkraftverlust von bis zu 3000 Franken im Jahr. Da müsse man dringend gegensteuern, fordert Lampart – namentlich bei den Löhnen: «Jetzt braucht es mal den Teuerungsausgleich für alle. Sonst haben wir weniger Geld zur Verfügung. Das andere ist, dass die Wirtschaft gut läuft. Die Geschäftslage in fast allen Branchen ist gut bis sehr gut. Und das bedeutet, dass jetzt auch eine reale Erhöhung drin liegt.»
Aufholbedarf bei Tieflohnempfängern
Dies sei umso dringender, argumentiert der Gewerkschafter, weil gerade Arbeitnehmende mit niedrigen oder mittleren Einkommen in den letzten Jahren nur bescheidene Lohnerhöhungen erhalten hätten.
Eine allgemeine Reallohnerhöhung für alle? Hier kommt Widerstand von der Arbeitgeberseite. So sagt Simon Wey, der Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes: «Über alle Branchen und Unternehmen wird es diesen Spielraum nicht geben.»
Er nennt als Beispiel international aktive Unternehmen. «Da gibt es einen Wettbewerbsdruck, da können die Unternehmen nicht einfach die Preise erhöhen.» Denn das würde dann dazu führen, so Wey, dass man nicht mehr wettbewerbsfähig sei. «Und dann müssten die Unternehmen im eigenen Betrieb schauen, wie sie die Kosten senken können.»
Heisser Lohnherbst steht bevor
Und das könnte heissen, dass Stellen abgebaut würden und mehr automatisiert werde, was ja nicht im Interesse der Angestellten sei, so der Arbeitgebervertreter. Zwar kann sich der Arbeitgeberverband vorstellen, dass es etwa im Pharma- oder Finanzbereich Spielraum für Lohnerhöhungen gibt. In anderen Branchen werde es aber schwierig.
In einem sind sich aber Arbeitgeber wie Gewerkschaften einig. Bei den Lohnverhandlungen in diesem Jahr wird es lebhaft zu- und hergehen.