Ihr Leben dauert nicht mal einen Tag: Kurz nachdem sie geschlüpft sind, werden die meisten männlichen Küken in der Schweiz mit CO2 getötet. Ein Vorgehen, das auch Daniel Würgler, den Präsidenten der Eierproduzentenorganisation GalloSuisse nicht kaltlässt: «Dies ist eine der grössten Herausforderungen und eines der grössten Dilemmas, die wir haben in der Schweizer Eierproduktion.»
Grüne fordert Verfahren aus Deutschland
Laut GalloSuisse gibt es derzeit aber keine Alternative zur Kükentötung. «Stimmt nicht», sagt die Grüne-Nationalrätin Meret Schneider, die scharfe Kritik an der millionenfachen Tötung übt. Sie stellt fest: «Das ist ein Erstickungskampf – und das ist nicht länger tolerierbar, zumal es ja nicht notwendig wäre.»
In einer Motion fordert Schneider ein Verbot der Tötungen. Sie verweist auf Deutschland, das Kükentötungen ab nächstem Jahr verbietet. Demnach soll mit einem speziellen Verfahren das Geschlecht der Küken bereits im Ei bestimmt werden.
Technologie sei noch nicht einsetzbar
Ausgesondert würden dann die Eier mit dem männlichen Küken, noch bevor diese schlüpfen. GalloSuisse hingegen bezweifelt, dass Deutschland das Kükentötungsverbot tatsächlich umsetzen kann. Die Technologie sei noch zu wenig ausgereift. Weiter sagt Daniel Würgler: «Diese Technologie gibt es heute. Sie ist einfach noch nicht flächendeckend einsetzbar.»
Bis es so weit sei, werde Deutschland das Problem wohl ins Ausland verlagern. Die Eierproduzentinnen und -produzenten würden weibliche Küken importieren und zu Legehennen aufzüchten. Das Töten der männlichen Küken würde damit einfach in ausländischen Fabriken stattfinden. Diese Bedenken teilt auch der Bundesrat und lehnt den Vorstoss von Nationalrätin Schneider deshalb ab.
Bleibt alles, wie es ist?
Einfach alles beim Alten lassen? Das will auch GalloSuisse nicht. Die Eierproduzentinnen und -produzenten werden in den nächsten Tagen beraten, wie sie die Versuche mit der Geschlechtsbestimmung im Ei ausweiten können. Bis eine flächendeckende Lösung vorliegt, wird es jedoch noch dauern.
Konsumentinnen und Konsumenten können derweil bereits heute Eier kaufen, bei denen die männlichen Küken mit aufgezogen werden. Das sind sogenannte Zweinutzungshühner oder Bruderhahnmast. Die Nachfrage nach diesen etwas teureren Eiern ist bislang allerdings tief.