Ab dem Moment, wenn es heisst: «Gewählt ist...», ist das Leben für die strahlende Siegerin oder den strahlenden Sieger ein anderes. So wird es auch am 7. Dezember sein, wenn gleich zwei neue Mitglieder in die Landesregierung gewählt werden.
Bundesrätin oder Bundesrat zu sein, heisst erst einmal, das alte Leben an den Nagel zu hängen. Viel Vorbereitung auf den neuen Job gibt es nicht. Um nicht ganz ins kalte Wasser springen zu müssen, gibt's Hilfe von der Bundeskanzlei, wie Bundesratssprecher und Vizekanzler Andre Simonazzi sagt: «Schon vor der Wahl gibt es einen ersten Kontakt mit allen offiziellen Kandidatinnen und Kandidaten. Es geht darum, dass sie wissen, was auf sie zukommt.»
Aufklärung über Rechte und Pflichten
Und das ist einiges: Die Bundeskanzlei gibt den Kandidatinnen und Kandidaten beispielsweise Tipps zum Umgang mit Medien. Ein wichtiger Punkt sei auch das familiäre Umfeld, wie viel Diskretion und wie viel Öffentlichkeit sich die zukünftigen Magistratinnen und Magistraten wünschten, sagt Simonazzi. Auch der eigentliche Wahltag wird an diesem Treffen besprochen.
Nach der Wahl gehe es erst richtig los, meint Simonazzi. «Am Tag nach der Wahl werden sie von der Bundeskanzlei noch einmal empfangen, um zu erfahren, was ihre Rechte und Pflichten sind. Sie bekommen ihre Büros in der Bundeskanzlei. Sie müssen ihre Teams konstituieren, einen Generalsekretär oder eine Generalsekretärin finden oder persönliche Mitarbeitende.»
Bis zum Amtsantritt – in diesem Fall bis zum 1. Januar – läuft die Kommunikation über die Bundeskanzlei. Da die meisten Bundesräte zuvor bereits National- oder Ständeräte waren, kennen sie die meisten laufenden Dossiers und Geschäfte und wissen, wie das Zusammenspiel zwischen Regierung und Parlament läuft. Aber als Bundesrätin und Bundesrat tauchen sie in andere Gefilde ein. «Sie müssen auch wissen, wie eine Bundesratssitzung läuft. Wie man dort redet, was man wann sagen kann, wie man entscheidet.»
Schlüsselübergabe muss genügen
Wenn die Departemente dann neu verteilt sind, können die neuen Mitglieder den Amtsvorgängerinnen und Amtsvorgängern nicht einfach über die Schultern schauen. Ein Mitlaufen sei nicht geplant, sagt Bundesratssprecher Simonazzi. Die Schlüsselübergabe kurz vor Beginn der Amtszeit müsse genügen. Es ist daher Selbststudium angesagt. Simonazzi ist seit bald 20 Jahren im Bundeshaus, davon rund 14 Jahre Vizekanzler.
Dieses Amt ist mehr als eine Arbeit, das ist eine Funktion.
Kaum einer weiss so gut wie er, wie der Bundesrat als Gremium funktioniert und wie die Bundesrätinnen und Bundesräte ticken. Schwer vorstellbar sei für die Neuen jeweils die Arbeitslast, die da auf sie warte, denn Bundesrat sei man 24 Stunden am Tag, meint Simonazzi.
«Dieses Amt ist mehr als eine Arbeit, das ist eine Funktion. Und man ist Bundesrat und Bundesrätin bis ans Ende der Amtszeit. Das ist etwas, was man sich wahrscheinlich schwer vorstellen kann vorher.»
Aufgabe mit grosser Wirkungskraft
Insider sprechen von 12-Stunden-Tagen, auch am Wochenende; dazu kommen noch mehrere öffentliche Auftritte während der Woche. Doch es sei wohl der spannendste Politjob der Schweiz, meint Politologe Georg Lutz. Man könne sehr viel bewirken und gestalten, wenn man die richtigen Koalitionen schmiede.
Dazu komme, dass Bundesräte in der Regel im Volk sehr beliebt sind. «Während Politiker zum Teil kein gutes Ansehen haben, ist das beim Bundesrat anders. Er hat in Befragungen eine hohe Anerkennung. Das kann einem Ego guttun.»