Rund vier Milliarden Franken gibt der Bund jährlich für die Landwirtschaft aus. 2.8 Milliarden davon gehen direkt an die Betriebe.
Die Parlamentsmehrheit sieht, dass nicht die Landwirtschaft schuld ist an den Löchern in der Bundeskasse.
Das müsse auch so bleiben, sagt Martin Rufer, der Direktor des Schweizerischen Bauernverbands. Denn die Landwirtschaft habe ihre Hausaufgaben gemacht: «Wir haben nominal den gleichen Betrag wie vor 20 Jahren. Der Bundeshaushalt ist in der gleichen Zeit um 40 Milliarden oder 80 Prozent gestiegen. Die Parlamentsmehrheit sieht, dass nicht die Landwirtschaft schuld ist an den Löchern in der Bundeskasse.»
Die Ausgaben für die Landwirtschaft sind gleich gross geblieben, während zum Beispiel die Ausgaben für die soziale Sicherheit zugenommen haben, weil es mehr ältere Menschen in der Schweiz gibt. In der gleichen Logik sollten jene für die Landwirtschaft eigentlich sinken, denn die gleiche Summe wird heute auf weniger Betriebe und eine kleinere Anzahl Beschäftigte verteilt als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Das heisst: Die verbleibenden Bauern bekommen mehr Geld.
Die Landwirtschaftsbetriebe haben in den letzten 20 Jahren um 30 Prozent abgenommen.
Das bestätigt Michele Salvi vom Thinktank Avenir Suisse: «Die Landwirtschaftsbetriebe haben in den letzten 20 Jahren um 30 Prozent abgenommen. Es kam zu einer Spezialisierung. Und genau dieser Strukturwandel führt dazu, dass die Einkommen höher werden.»
Ökologie und Tierwohl generieren Kosten
Ein Blick in die Zahlen zeigt, dass die Einkommen der Bauern in den letzten zehn Jahren viel stärker gestiegen sind als in anderen Branchen. Dass die Bauern mehr verdienen würden, bestreitet Rufer nicht, aber sie müssten dafür auch mehr leisten: «Wir haben aber sehr viel mehr Leistungen zu erbringen. Das Parlament hat in den letzten Jahren sehr viele Vorgaben im Bereich der Ökologie und des Tierwohls gemacht. Und daher ist es richtig, dass die Leistungen nicht gekürzt werden.»
Tatsächlich verdienen die Bauernhaushalte rund 112'000 Franken brutto im Jahr. Das liegt leicht unter dem durchschnittlichen Jahreseinkommen der Haushalte in der Schweiz. Die Unterschiede zwischen den Betrieben sind aber gross. Bergbauern verdienen viel weniger als jene im Tal.
Wir wollen einfach, dass die Arbeit in der Landwirtschaft korrekt entschädigt wird wie in anderen Berufen auch.
Martin Rufer findet diese Zahl nicht fair, denn sie berücksichtigt neben dem landwirtschaftlichen Einkommen auch Verdienste aus Nebenerwerb, also wenn die Frau nebenbei zum Beispiel in der Pflege arbeitet oder der Mann als Schreiner. «Wir wollen einfach, dass die Arbeit in der Landwirtschaft, im Stall, auf den Feldern, korrekt entschädigt wird wie in anderen Berufen auch.»
«Woher das Geld kommt, ist sekundär»
Michele Salvi entgegnet, dass wenn die Leute ausserhalb ein Einkommen verdienen, widerspreche dies dem Konzept der Armut. Der Staat schaue, was die Leute zur Verfügung haben. «Woher das Geld kommt, ist sekundär.»
Allerdings arbeiten die Bauern besonders viel und kommen deshalb auf einen geringen Stundenlohn. Diesen zu berechnen, findet Salvi aber wenig sinnvoll.
Wir kennen die Stundenlöhne von Selbstständigerwerbenden nicht, weil es eher eine Betriebsrechnung ist als eine einfache Lohnabrechnung.
«Wir müssten sie vergleichen mit Selbstständigerwerbenden wie einer Coiffeuse oder einem Bäcker. Sie arbeiten ebenfalls viel und wir kennen ihre Stundenlöhne nicht, weil es eben eher eine Betriebsrechnung ist als eine einfache Lohnabrechnung.» Er meint damit, dass der Lohn von Selbstständigerwerbenden nicht wirklich mit dem Einkommen von Angestellten vergleichbar ist.
Es gibt sie, die armen Bauern, ebenso gibt es aber jene, die sehr gut verdienen. Im Schnitt bewegen sie sich in der gesellschaftlichen Mitte.