Die Wege für Schweizer Bäuerinnen und Bauern, mit ihrer Arbeit auf einen grünen Zweig zu kommen, werden offenbar seit Jahren steiniger. Laut Landwirtschaftsminister Guy Parmelin haben die Bauernfamilien mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Er hat während eines Besuchs auf dem Hof von Christoph Herren in Wileroltigen BE Verständnis für den bäuerlichen Unmut und die friedlichen Proteste bekundet.
Zuvorderst stünden eine teilweise fehlende Wertschöpfung, also die Tatsache, dass trotz redlicher Arbeit für Stundenlöhne gearbeitet werden müsse, die bisweilen weit unter 20 Franken pro Stunde lägen. Aber auch der Klimawandel halte die Landwirtschaft mit der Häufung von Wetterextremen auf Trab. Und nicht zuletzt machen gemäss Parmelin den Landwirten die wachsenden Ansprüche einer Gesellschaft zu schaffen, die ihre Konsumwünsche auf Tiefpreise kalibriert und sich gleichzeitig für die Idee einer nachhaltigen Produktion erwärmt.
Parmelin geizte nicht mit klaren Worten: «Die Agrarpolitik muss die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion schaffen und zur Versorgungssicherheit beitragen», hielt er fest. Gleichzeitig müsse dafür gesorgt werden, dass sich der Landwirtschaftsberuf finanziell lohnt. Balsam auf die Bauernseele.
Weniger «Büro» für Direktzahlungen
Der Bundesrat sei sich auch im Klaren, so Parmelin bei seiner Ortsbegehung, dass die administrative Belastung in der Landwirtschaft hoch sei. Es müsse daher ein zentrales Anliegen einer künftigen Agrarpolitik sein, der wachsenden Belastung am Bürotisch einen Riegel zu schieben.
Ein weiteres Anliegen des Landwirtschaftsministers ist es, beim Direktzahlungssystem eine «grösstmögliche Stabilität» sicherzustellen. Die Auflagen zum Erhalt von Geldern würden im nächsten Jahr nicht strenger, sagte Parmelin.
Im laufenden Jahr litten viele Bauernfamilien unter dem nassen Wetter. Bei Kartoffeln und Getreide drohen laut Parmelin massive Ausfälle. «Wenn die Kosten steigen, die Erträge aber nicht, ist das ein Problem für die Bauern.» Deshalb gelte es beispielsweise, mithilfe der Wissenschaft resistentere Sorten zu züchten.
Landwirtin zu werden, muss sich lohnen
Parmelins Gastgeber, der Jungbauer Christoph Herren aus Wileroltigen, wies darauf hin, dass er immer mehr Geld in den Pflanzenschutz investieren müsse. Weil immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stünden, werde das Problem mit Resistenzen grösser. Daneben setzen den Menschen in der Landwirtschaft auch die nötigen Investitionen in die Infrastruktur zu. Ferner die Ausbildung oder der Schutz der Kulturen vor Wildschaden und Diebstahl – und das seien nur die schmerzlichsten Beispiele, so Herren.
Sein Hauptanliegen sei es deshalb, die für den Erhalt der Direktzahlungen unbestritten notwendigen Kontrollen in einem vernünftigen Rahmen zu halten.