- Der Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey soll der erste Bundesrat der Grünen werden.
- Die Partei will mit ihm im Bundeshaus Mehrheiten schaffen und dem Klima Gehör verschaffen.
- Die Grüne Fraktion bestätigte offiziell seine Bundesratskandidatur.
Fraktionspräsidentin Aline Trede (NR/BE) sagte vor den Medien in Bern, die Fraktion habe den Entscheid klar getroffen. Andrey sei «nachhaltiges Unternehmertum in Person» und im Bundeshaus bekannt als Brückenbauer. Man könne mit ihm Mehrheiten schaffen.
Zudem sei er der Mann gegen den Stillstand. Er wäre auch der einzige Digitalisierungsexperte im Bundesrat, sollte er gewählt werden, sagte Trede weiter. Als Bauernsohn habe er sich weitergebildet und führe nun ein Unternehmen mit 200 Angestellten. Damit wäre er der einzige Bundesrat mit Führungserfahrung.
«Diese Kandidatur ist ein Angebot an die anderen Parteien, ein Angebot, Konkordanz zu leben», sagte Andrey. Denn dies sei ein Erfolgsfaktor der Schweiz und eine Notwendigkeit.
Er habe Lust, sich in der Landesregierung für eine intakte Natur, solidarische Gesellschaft, nachhaltige Kreislaufwirtschaft und für ein gutes Leben der jetzigen und kommenden Generationen zu engagieren, so der 47-Jährige. Er trage zu Lösungen bei und habe in den vergangenen Jahren mit allen Fraktionen und Kolleginnen aus allen Parteien zusammengearbeitet.
Diese Kandidatur ist ein Angebot an die anderen Parteien, ein Angebot, Konkordanz zu leben.
Die Strategie der Grünen richte sich nicht gegen eine Partei, sondern mache einen rechnerischen und politischen Anspruch geltend. Er wolle auch jenem Viertel der Bevölkerung eine Stimme geben, das aktuell nicht in der Regierung vertreten sei.
Zauberformel nicht gerechtfertigt
Mit Andrey will die Partei bei den Bundesratswahlen am 13. Dezember einen der beiden FDP-Sitze in der Regierung angreifen. Ihrer Meinung nach ist die Zauberformel nicht mehr zeitgemäss und die FDP übervertreten. «Dieser Zustand ist nicht haltbar», sagte Trede.
Die FDP sei mit einem Wähleranteil von 14.3 Prozent historisch an einem Tiefpunkt angelangt. Die Grünen hingegen stellten die zweitgrösste Fraktion ihrer Geschichte im Parlament und hätten 9.8 Prozent Wähleranteil – aber bisher keinen Bundesratssitz. Die Schweiz brauche nun unbedingt eine starke Stimme für den Klimaschutz, und die Gesamterneuerungswahl des Bundesrats sei die Gelegenheit für einen Wandel, so Trede.
Zuvor hatten sich zahlreiche prominente grüne Politikerinnen und Politiker aus dem Rennen genommen, darunter Grünen-Präsident Balthasar Glättli (ZH), Ständerätin Lisa Mazzone (GE), die Tessiner Nationalrätin Greta Gysin, Nationalrätin Irène Kälin (AG), der Glarner Ständerat Mathias Zopfi und der Berner Ex-Regierungsrat Bernhard Pulver.