Die Einführung einer Elternzeit von 24 Wochen im Kanton Genf ist eine Schweizer Premiere – kein Kanton kennt bislang einen so weit gehenden Elternurlaub.
Die deutliche Zustimmung zur Initiative der Grünliberalen von rund 58 Prozent hat vor allem damit zu tun, dass es eine moderate Vorlage war, wie SRF-Romandie-Korrespondentin Valérie Wacker ausführt.
In Genf ging es um zusätzliche sechs Wochen
In der Tat geht die Genfer Elternzeit mit insgesamt 24 Wochen viel weniger weit als ähnliche Vorschläge, die am Wochenende im Kanton Bern – dort verlangte ein Vorstoss 40 Wochen Elternzeit – und vor einiger Zeit im Kanton Zürich abgelehnt wurden.
In Genf kommen jetzt also zu den im Kanton geltenden 16 Wochen Mutterschaftsurlaub und den zwei Wochen schweizweit geltenden zwei Wochen Vaterschaftsurlaub sechs Wochen hinzu, die wiederum nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt werden können.
Alle Familienmodelle sollen profitieren
Der Initiativtext sieht vor, dass sechs Wochen obligatorisch an den anderen Elternteil gehen, der keine Mutterschaftsversicherung bezieht – beispielsweise also an den Vater.
Zwei Wochen würden nach Wunsch der Eltern aufgeteilt: Die Mutter könnte also ihren Mutterschaftsurlaub um zwei Wochen verlängern oder der andere Elternteil könnte seine sechs Wochen um zwei verlängern.
Von den insgesamt 24 Wochen Elternzeit sollen alle Familienmodelle profitieren, also auch gleichgeschlechtliche Paare und Adoptiveltern.
Finanziert werden soll die zusätzliche Elternzeit in Genf zu gleichen Teilen durch Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die Sozialabzüge dürften dadurch um 0.05 Prozent steigen.
Bürgerliche dafür, Linke dagegen
Erstaunlich: Die Vorlage kam von den Grünliberalen und stiess bei den bürgerlichen Parteien grossmehrheitlich auf Zustimmung, nur die SVP war dagegen.
Die linken Parteien sowie die Gewerkschaften lehnten den Vorschlag ab. Sie setzten sich für einen ehrgeizigeren Elternurlaub von mindestens 34 Wochen ein. Zudem befürchteten sie, dass die Mütter mit dem Modell womöglich am Schluss weniger als die jetzt geltenden 16 Wochen Mutterschaftsurlaub haben könnten.
Der Genfer Staatsrat (Regierung) wird sich nun daran machen, die Verfassungsänderung zu konkretisieren. Klar ist: Genf wird zu einem Vorreiter in Sachen Elternurlaub.