Müsste man den neuesten Bericht zur Lärmbelastung des neuen Kampfjets auf einen Satz herunterbrechen – er könnte lauten: Alles bleibt, wie es ist.
Bereits Anfang 2022 hat das Verteidigungsdepartement VBS über die Lärmbelastung des F-35 rund um die drei Militärflugplätze Emmen (LU), Meiringen (BE) und Payerne (VD) informiert.
Die Ergebnisse: Der neue Kampfjet ist lauter als der bisherige F/A-18 – beim Start sind es drei Dezibel. Weil aber künftig die Zahl der Starts und Landungen halbiert wird, soll die Lärmbelastung insgesamt nicht grösser werden.
Mehr Lärm in Payerne
Nun, liefert das VBS neue Resultate zur Lärmbelastung – diese basieren auf einem neuen Berechnungsmodell der eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Sie sind zwar präziser als jene von 2022, kommen aber zu einem ähnlichen Schluss.
«Obwohl ein Einzelereignis für einen Start des F-35 etwas lauter ausfällt, bleibt die Jahresbelastung durch die signifikante Reduktion der Flugbewegungszahlen in etwa auf heutigem Niveau», schreibt das VBS.
In Emmen ändert sich die Lärmbelastung insgesamt nicht, in Meiringen nimmt sie leicht ab und in Payerne leicht zu.
Aktuell informiert das VBS die betroffenen Gemeinden rund um die Militärflugplätze. «Wir versuchen, zu optimieren, wo es möglich ist, etwa mit dem Einbau von Schallschutzfenstern», sagt Bruno Locher, Chef Raum und Umwelt VBS, gegenüber SRF. «Aber wenn jemand den Flugplatz und den Kampfjet nicht will, können wir nichts ausrichten.»
F-35 nicht für Alpental gemacht
Widerstand gegen den neuen Kampfjet gibt es an mehreren Orten. Zum Beispiel von der Interessensgemeinschaft für weniger Fluglärm in der Alpenregion (IGF Alpenregion), die sich seit Jahrzehnten gegen den Fluglärm wehrt. Vorstandsmitglied Samuel Hunziker sagt: «Viele haben Angst vor dem, was mit dem F-35 auf sie zukommt.»
Die Berechnungen des VBS basieren nicht auf dem effektiven Lärmdruck – sie sind rein theoretisch.
Hunziker zweifelt nicht grundsätzlich an den VBS-Daten. «Ihre Berechnungen basieren aber auf einem theoretischen Durchschnittswert und nicht auf einem effektiven Lärmwert des Einzelereignisses.» Messwerte aus den USA zeigten, dass der F-35 «massiv lauter» sei als sein Vorgänger.
Die Forderung der IGF: «Der F-35 ist nicht konzipiert für ein enges Bergtal. Darum werden wir mit rechtlichen Mitteln dagegen kämpfen.»
Klare Forderung: mehr Jobs
Auch in Payerne regt sich Widerstand. Nicolas Kilchoer, Oberamtmann des Broyebezirks, sagt: «Für uns ist der zusätzliche Lärm inakzeptabel.» Er fordert, dass die Zahl der jährlichen Flugbewegungen reduziert wird. «Es müssen noch weniger sein als die angekündigten 4200.»
Ausserdem fordert er als Ausgleich für den Lärm, dass der ganze Unterhalt des F-35 in Payerne gemacht wird, damit es mehr Jobs gibt.
Gemischte Gefühle in Emmen
In Emmen ändert sich die Lärmbelastung laut VBS nicht. Grundsätzlich begrüsst Peter Lerch, Vorstandsmitglied des Schutzverbandes Emmen, dass möglichst lärmvermeidende Flugverfahren gesucht werden.
Der höhere Fluglärm verteilt sich über das ganze Jahr
Andererseits sei das ganze auch ein zweischneidiges Schwert: «Wir werden an mehr Tagen laute Flugbewegungen haben. Zwar fallen diese Spitzenwochen weg, wo es dauernd sehr laut ist. Auf der anderen Seite verteilt sich der höhere Fluglärm über das ganze Jahr. »
Aktuell plant der Schutzverband Emmen keine Schritte. Das Objektblattes soll 2025 öffentlich aufgelegt werden. Man werde die Situation erst dann evaluieren und gegebenenfalls darauf reagieren.