Die Schweiz macht in Sachen Corona einen grossen Schritt zurück zur Normalität: Die Homeoffice-Pflicht entfällt. Man darf den Pausenkaffee also wieder offiziell mit dem Team im Büro trinken anstatt zu Hause vor dem Bildschirm. Und auch der direkte Austausch kann wieder ungezwungener, spontaner stattfinden.
Dabei gibt es allerdings Einschränkungen: Wer etwa an Herz-Kreislauf-Problemen leide oder schwanger sei, müsse nach wie vor nicht ins Grossraumbüro zurückkehren, sagt Luca Cirigliano, Zentralsekretär des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.
Mehr Kontrollen nötig
Wenn die Unternehmen ihr Personal wieder in die Büros zurückbeordern, müssten sie die Corona-Sicherheitsmassnahmen garantieren, betont er.
Geschehe das nicht, könnten Angestellte das melden. Um das durchzusetzen, brauche es jedoch mehr Kontrollen. Es sei deshalb wichtig, dass die Kantone mehr Ressourcen einsetzen, so Cirigliano.
Es ist kein Geheimnis, dass die schweizerischen Arbeitsinspektorate personell unterdotiert sind.
Das Problem sei jedoch, dass umfassende Kontrollen derzeit gar nicht möglich seien. «Es ist kein Geheimnis, dass die schweizerischen Arbeitsinspektorate personell unterdotiert sind und sich bisher auf Hochrisikobranchen konzentriert haben oder erst auf Anzeige hin in einen Betrieb gehen.»
Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) heisst es auf Anfrage, dass die Schutzmassnahmen zwar weiterhin Pflicht seien. Flächendeckende Kontrollen seien jedoch nicht vorgesehen.
Wir erwarten keine massive Reduktion bei den Leuten, die im Homeoffice arbeiten.
Während die Gewerkschaften zur Einhaltung der Schutzkonzepte mahnen, rechnet Fredy Greuter vom Schweizerischen Arbeitgeberverband nicht mit allzu raschen Veränderungen. Zwar habe man lange auf die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht gewartet, bestätigt er. «Wir erwarten aber nicht, dass es gleich zu einer massiven Reduktion bei den Leuten kommt, die bis jetzt im Homeoffice gearbeitet haben.»
Künftig Mischformen
Denn in vielen Unternehmen habe sich die Arbeit von zu Hause aus etabliert. Greuter ist allerdings überzeugt, dass jene, die in die Büros zurückkehren, nicht grösseren Risiken ausgesetzt seien. Vieles deute darauf hin, dass die Arbeit an einem Arbeitsplatz mit Schutzkonzept nicht gefährlicher sei als die Arbeit zu Hause.
Wichtig sei, dass die Arbeitgeber eruierten, welche Arbeitsmodelle langfristig gelten sollen. Greuter geht von Mischformen aus: Nicht alle kehren Vollzeit an den Arbeitsplatz zurück. Ein grosser Teil der Angestellten werde aber regelmässig im Büro anzutreffen sein.