Ab 1. Oktober sollen Coronatests für Leute ohne Symptome nicht mehr gratis sein. Das trifft vor allem jene, die sich bisher nicht impfen lassen wollten, sich aber «freitesteten» – für eine Auslandreise oder eine Grossveranstaltung.
Das Ziel ist klar: Testen soll unattraktiver werden, die Gratis-Impfung im Gegenzug attraktiver. So soll die zurzeit mit knapp 50 Prozent noch tiefe Impfquote angehoben werden. Wer jetzt umdenkt – so die Überlegung – ist vor dem 1. Oktober zweimal geimpft und muss später nicht für Tests bezahlen.
Die einen werden darin einen klugen Anreiz sehen, die anderen – allen voran die Impfskeptikerinnen und Impfskeptiker – ein weiteres Element einer versteckten Impfpflicht. Nüchtern betrachtet kann man von sanftem Druck sprechen.
Potenzial bei den Abwartenden
Ob diese Strategie erfolgreich ist, ist in zweierlei Hinsicht offen. Einerseits fragt sich, wie viele sich überhaupt noch fürs Impfen gewinnen lassen. Der Bundesrat sagt ja selbst, alle die sich impfen lassen wollten, hätten das inzwischen tun können.
Riesig scheint das verbleibende Potenzial nicht zu sein: Bei einer Sotomo-Meinungsumfrage im Auftrag der SRG gaben Ende Juli nur 12 Prozent der Befragten an, deshalb nicht geimpft zu sein, weil sie noch «abwarten» wollten. Diese Gruppe hat der Bundesrat im Auge.
Bundesrat nimmt Risiken in Kauf
Andererseits besteht die Gefahr, dass insgesamt weniger getestet wird, wenn die Tests für Leute ohne Symptome nicht mehr gratis sind. Mit weniger Tests verschwimmt aber das Bild, das sich die Behörden von der Pandemie machen können. Und es gibt mehr unentdeckte Infektionen unter den Ungeimpften.
Der Bundesrat will dieses Risiko bewusst in Kauf nehmen. Das passt zur neuen Strategie in der sogenannten Normalisierungsphase. Wer sich nicht impfen lassen will, darf das – kann sich aber nicht mehr auf den staatlichen Schutz verlassen.