Bei einem grösseren Stromausfall funktioniert das Licht in der Wohnung nicht mehr, Kaffee- und Waschmaschine ebenfalls nicht. Aber auch die Trinkwasserleitungen versagen, denn ohne Strom können die Pumpen in den Wasserreservoirs nicht betrieben werden. Die Gemeinden wollen vorsorgen und setzen dabei vermehrt auf die Hilfe von Bauern, wie ein Aargauer Beispiel zeigt.
Die Gemeinde Zuzgen im Aargauer Fricktal schafft sich aktuell Notstromaggregate an, damit die Trinkwasserpumpen auch bei einem Blackout weiter laufen. Die Wasserversorgung gehört zur kritischen Infrastruktur einer Gemeinde. Dazu zählen nicht nur die Versorgung mit Trinkwasser, sondern auch das Betreiben einer Kläranlage.
4000 Liter Diesel und ein starker Traktor
Gemeinden zählen bei Stromausfall jetzt auf die Hilfe der Landwirtinnen und Landwirte. Sie helfen der Gemeinde mit ihren Traktoren aus. Diese treiben die gemeindeeigenen Notstromaggregate mittels Zapfwelle an. Der Traktor ist quasi der Motor des Aggregats. Die Bauern wiederum werden für diese Hilfe entschädigt.
Ein Aggregat steht im Notfall in Zuzgen bei der Quelle der Gemeinde, das zweite beim Reservoir. Die Gemeinde kauft die Geräte, die Bauern lagern sie auf ihrem Hof, zusammen mit mehreren Tausend Litern Diesel.
«Der Bauer hat die Maschinen, um die Aggregate an den richtigen Ort zu bringen. Wir brauchen keine Anhänger, keine Garage, und sind im Notfall rasch parat», sagt Rico Labhardt, Vize-Gemeindeammann, über die Situation in Zuzgen.
Wasser und Heizung dank mobilem Aggregat
Gerade für ländliche Gemeinden sei der Deal ideal: «Wir haben sehr viele Bauern im Dorf. Wir konnten mit drei Bauern Verträge abschliessen, damit sie uns einen Traktor mit mindestens 130 PS zur Verfügung stellen», sagt Rico Labhardt weiter.
Die Notstromaggregate lassen nicht nur die Wasserpumpen weiter laufen. Sie können auch das Gemeindehaus heizen, falls Heizungen in Privathaushalten ausfallen.
Am Anfang spürten wir Gegenwind, warum wir Geld ausgeben für nichts.
Während der angekündigten Strommangellage im Jahr 2022 waren Notstromaggregate lange nicht verfügbar, wie es beim Verband der Solothurner Einwohnergemeinden heisst. Das habe geändert. Der Verband empfiehlt den Gemeinden, eine Anschaffung zu prüfen.
Im Fall von Zuzgen kosten die Notstromaggregate die Gemeinde rund 70'000 Franken. «Am Anfang spürten wir Gegenwind, warum wir Geld ausgeben für nichts. Unterdessen fragen die Leute nach, wie weit wir sind. Die Bevölkerung ist sensibilisiert.»
Ein Vorzeigeprojekt?
Für den Bauernverband ist die Zusammenarbeit zwischen Bauern und Gemeinde vorbildlich, sagt Priska Stierli, Energieverantwortliche beim Aargauer Bauernverband: «Gerade bei Gemeinden oder in Regionen, die noch keine Lösungen für die Wasserversorgung haben, ist das ein Vorzeigeprojekt.»
Der Gemeinde auszuhelfen, sei wichtig und richtig. Allerdings brauche jeder Bauernhof einen eigenen Notfallplan. «Milchbetriebe sind stromintensiv. Der Melkroboter muss laufen, die Milch gekühlt werden, es braucht heisses Wasser für die Hygiene», so Stierli vom Bauernverband weiter.
Nicht nur die Gemeinden müssen also vorsorgen, auch die Bauern. Die Anschaffungskosten für Landwirtschaftsbetriebe liegen gemäss dem Aargauer Bauernverband bei rund 8000 Franken. Das Thema Stromausfall ist bei Landwirtinnen und Gemeinden also auch ohne akute Strommangellage präsent.