In den vergangenen Jahren sei schlicht zu wenig auf den Strom und die Effizienz geschaut worden, stellt Monika Rühl fest. Sie ist Direktorin des Wirtschafts-Dachverbandes Economiesuisse.
Doch die nun drohenden Engpässe und stark gestiegenen Energiepreise setzten Anreize, zu sparen, wo es nur gehe: «Im September wurden 13 Prozent weniger Strom verbraucht. Jetzt müssen wir so weitermachen, dann kommt es gut», sagt Rühl.
Energiespar-Allianz gegründet
Die insgesamt rund 180 Unternehmen, Verwaltungen und Verbände der neu gegründeten Energiespar-Allianz wollen mit freiwilligen Massnahmen bis zu 15 Prozent ihres Energieverbrauchs einsparen. Doch wie lässt sich das überprüfen? Und: Welches wäre die Vergleichsgrösse?
Es stellt sich auch die Frage, ob die erwähnte Einsparung im September von 13 Prozent tatsächlich stimmt. Sie basiert auf einer Interpretation von Daten, welche die Stromnetzbetreiberin Swissgrid veröffentlicht hat. Denn auch der Bund gesteht ein, dass die Datenlage beim Stromverbrauch noch verbessert werden muss. Immerhin: Das soll bis Ende Jahr geschehen.
Die Unternehmen wünschen sich Planungssicherheit und warten auf die nächsten Vorgaben des Bundes im Fall einer Strommangellage. Diese will Bundesrat Guy Parmelin in den nächsten Wochen vorlegen.
Wer soll bei einer Mangellage noch Strom erhalten?
Anders als in Vorbereitung einer Gasmangellage stellen sich beim Strom komplexere Fragen. Die Netzstabilität werde vorgeben, welche Massnahmen überhaupt möglich seien, sagt der Wirtschaftsminister. Deshalb tausche er sich noch mit den Expertinnen und Experten aus.
Eine Schwierigkeit stellen etwa die Ausnahmen dar. Also jene Unternehmen, welche auch in einer Mangellage den Strom uneingeschränkt zur Verfügung haben müssen, wie etwa Spitäler, Polizei oder Feuerwehr.
Jetzt sparen, um Mangellage zu verhindern
Wie für den Gasverbrauch wird der Bundesrat auch für den Strom einen stufenweisen Massnahmenkatalog vorlegen. Denn fruchtet das freiwillige Sparen nicht, werden auch hier Vorgaben zu Einschränkungen und Verboten folgen, bevor man den Strom kontingentiert oder zeitweise abschaltet.
«Es ist klar, dass es in einem solchen Fall Verteilkämpfe geben wird», sagt Rühl von Economiesuisse. Doch gerade mithilfe des freiwilligen Sparens wolle man versuchen, dass es nicht so weit komme.