Gleich zu Beginn der heutigen Medienkonferenz betonte der Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE), Pascal Previdoli, dass der neue Monitoring-Bericht 2020 keine punktgenaue Prognose darstelle. «Energieperspektiven sind keine Kristallkugeln – sie zeigen aber mögliche technologische Entwicklungen, mit denen die Ziele bis 2050 erreicht werden können.»
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Nötig wurde die Studie, weil der Bundesrat letztes Jahr offiziell das Ziel netto Null bis 2050 ins Auge gefasst hat. Dieses Ziel kommt zum bisherigen Vorhaben, den Ausstieg aus der Atomenergie mit anderen Energieerzeugungsformen aufzufangen, hinzu.
Es muss mehr Strom produziert werden
Trotzdem sei das Ziel im Prinzip erreichbar, sagte Studienleiterin Almut Kirchner. Dabei blieben aber rund zwölf Millionen Tonnen CO2 an «Restemissionen» übrig. «Das betrifft insbesondere Industrieprozesse, Kehrichtverbrennung und Landwirtschaft», führte Kirchner aus.
Um von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Benzin und Erdgas wegzukommen, muss beispielsweise auf Elektroautos umgestiegen werden. Dadurch erhöht sich allerdings der Stromverbrauch. Zudem rechnet die Studie mit einem weiteren Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, sie geht von einer 10-Millionen-Schweiz aus. Das steigert den Bedarf an Elektrizität zusätzlich.
Sonnenstromproduktion ausbauen
Und weil zugleich die Atomenergie ersetzt werden muss, müssen die erneuerbaren Energien, vor allem die Stromproduktion aus Sonnenenergie, massiv ausgebaut werden. Auch bei der Wasserkraft braucht es ein Wachstum, wobei hier das Potenzial schon bald ausgeschöpft ist.
Zudem braucht es laut der Studie mehr Stauseen als Stromspeicher, wenn die Atomenergie wegfällt. Denn so kann die Sonnenenergie zwischengespeichert werden, bis sie in der Nacht oder bei schlechtem Wetter gebraucht wird. Um rund um die Uhr immer gleichmässig viel Strom zur Verfügung zu haben, wird es gemäss dem Papier zwischenzeitlich auch nicht ohne Stromimporte gehen.
Bei den Heizungen sollen Öl und Erdgas zu einem bedeutenden Teil mittels Fernwärme kompensiert werden. Diese soll etwa durch die Verbrennung von Biogas oder Biomethan sowie aus Abwärme von Gewässern, Abwasserreinigungs- oder Geothermie-Anlagen stammen.
Auf gutem Weg – aber es braucht mehr
Dabei hat die Schweiz, so die Studie, ein kleines Stück der Energiewende bereits geschafft. «Wir sind bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 heute auf Kurs», sagte BFE-Direktor Benoit Revaz. «Doch wir dürfen uns nicht zurücklehnen.»
Die aktuellen Zahlen zeigen nämlich, dass der Ausbau bei den erneuerbaren Energien noch zu langsam vorwärtsgeht und dass wir insgesamt noch zu wenig Energie einsparen. So müsste den Plänen zufolge der Gesamt-Energieverbrauch um 2.2 Prozent pro Jahr sinken. Doch in den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt jeweils bloss 1.4 Prozent.