Die Begeisterung der rund 50'000 Fans im Letzigrund-Stadion war beim Konzert von Taylor Swift nicht nur hörbar, sondern auch messbar. So brachten die «Swifties» gestern Abend den Boden unter der Stadt Zürich zum Beben.
Der Schweizerische Erdbebendienst hat während des Konzerts an acht Stationen, die bis zu sechs Kilometer vom Letzigrund-Stadion entfernt waren, Erschütterungen gemessen. Diese waren unter anderem in der Zürcher Altstadt, auf dem Adlisberg und in Kloten sichtbar.
«Shake it off» brachte den Boden zum Beben
«Die stärkste Erschütterung registrierten wir ungefähr um 21.08 Uhr beim Song ‹Shake it off›», sagt Michèle Marti, Leiterin Kommunikation des Schweizerischen Erdbebendienstes der ETH Zürich. Schon bei früheren Konzerten von Taylor Swift seien unter anderem bei diesem Song die stärksten Erschütterungen gemessen worden.
Doch was braucht es, damit ein solcher seismischer Fussabdruck entsteht? «Es ist eine Mischung aus verschiedenen Einflüssen», sagt Marti. «Wir gehen davon aus, dass man einerseits die Menschen sieht, die sich rhythmisch zur Musik bewegen. Andererseits wird ein Teil der Erschütterungen, durch die Vibration verursacht, die von den Lautsprechern ausgelöst werden und sich im Untergrund in Wellen verwandeln.»
Hinzu kommen noch weitere Faktoren: Beispielsweise wie weit man von einer seismischen Station entfernt ist und wie viele Menschen sich gleichzeitig rhythmisch bewegen. «Grundsätzlich reicht es, wenn eine einzelne Person direkt neben einem Seismometer springt», so Marti.
Doch auch der Untergrund spielt eine Rolle. Auf weichem Untergrund, wie Schotterablagerungen, sind die Erschütterungen stärker als auf härterem Gestein, werden aber mit zunehmender Entfernung auch schneller gedämpft. Verstärkt werden die Bodenbewegungen noch, wenn ein Gebäude wie etwa die Tribünen durch Menschen angeregt wird.
Die Erschütterungen könne man aber nicht mit einem Erdbeben vergleichen, betont Marti. «Die Schwingungen, die ein Konzert auslöst, gehören zum sogenannten Hintergrundrauschen.» Dazu gehören alle menschlichen Aktivitäten wie beispielsweise der Verkehr, Bauarbeiten oder eben Konzertmusik. Während der Coronapandemie konnte beispielsweise der gegenteilige Effekt beobachtet werden. So hatten die Massnahmen gegen Covid-19 von Anfang bis Mitte 2020 weltweit zu einem Rückgang des seismischen Hintergrundrauschens durch menschliche Aktivität geführt.
Erschütterungen auch bei Fussballspielen und AC/DC-Konzert
Heute, wo Stadien und Konzerthallen wieder gefüllt sind, werden Erschütterungen wieder häufiger gemessen. Dies nicht nur bei Konzerten von Taylor Swift, sondern auch bei anderen Grossanlässen, wie Fussballspielen oder dem AC/DC-Konzert im Letzigrund-Stadion vor gut zwei Wochen.
Welcher Anlass hat nun mehr bewegt, die Hardrock-Band oder Taylor Swift? «Das können wir so nicht sagen. Wir sehen in den Daten unterschiedliche Charakteristiken, die auf unterschiedliche Musikstile zurückzuführen sind,» so Marti.
Klar ist: Das Taylor-Swift-Konzert ging den Fans unter die Haut und in der Stadt Zürich unter den Boden.