- Über 30 Tramzüge der Baselland Transport BLT fahren in Zukunft durch die Strassen der ukrainischen Stadt Lwiw.
- Die Trams vom Typ Schindler haben nach über 40 Jahren in der Region Basel ausgedient und werden vom Seco in die Ukraine exportiert.
- Derzeit finden im BLT-Depot in Oberwil Schulungen der Techniker aus der Ukraine statt.
Die fünf Mitarbeiter des ukrainischen ÖV-Unternehmens Elektrotrams aus Lwiw stehen in der Halle des BLT-Depots Hüslimatt in Oberwil BL auf dem Dach eines Schindler-Trams und einer Plattform nebenan.
Sie helfen und schauen interessiert zu, wie man den Stromabnehmer des Trams und einen Teil der Klimaanlage oberhalb des Führerstands demontiert. Das Tram wird parat gemacht für den Abtransport Richtung Ukraine.
Das Bereitmachen der Trams steht aber nicht im Zentrum der Ausbildung der fünf Mitarbeiter. Vielmehr sollen die Techniker lernen, was sie unternehmen müssen, wenn einmal eine Türe klemmt oder sich eine Bremse nicht mehr löst.
«Die Ausbildung dauert vier Wochen und ist unterteilt in verschiedene Blöcke», erklärt Philipp Glogg, Leiter Fahrzeuge bei der BLT. Seit drei Wochen sind die fünf Lwiwer nun in Oberwil und lernen, wie man die Schindler-Trams richtig wartet und repariert.
Übersetzer hilft bei Arbeit
«Sie sind sehr begabt und auch sehr kreativ», lobt Glogg. Doch ganz ohne Probleme funktioniere die Ausbildung nicht. «Unsere Mitarbeiter können nicht Ukrainisch und die Ukrainer sprechen kein Deutsch und kein Englisch.» Deshalb braucht es einen Übersetzer, der während der ganzen Ausbildung vor Ort ist.
«Wir sind alle Techniker und verstehen uns aus diesem Grund sehr gut», sagt Roman Mulyar, einer der Techniker. Die Sprachbarriere sei zwar da, aber vernachlässigbar. «Wir sprechen mit der Technik alle die gleiche Sprache. Haben häufig die gleichen Schemas und Abläufe», meint er.
Fotos und Filme von der Kriegsfront auf dem Handy
Und es bleibe neben der Schulung durchaus auch Zeit, über Persönliches zu reden. «Wir sind alles Menschen und reden nicht nur über Trams und die Arbeit. Wir sprechen auch über Familien und Hobbys, was wir in der Freizeit machen, zum Beispiel über das Fischen, so entdeckt man viele Gemeinsamkeiten.» Thema sei auch der Krieg. Man zeige den Baselbieter Kollegen auf dem Handy Fotos oder Filme von der Front.
In rund einer Woche ist die Ausbildung der fünf Techniker abgeschlossen und diese gehen mit ihrem Wissen zurück. 33 Schindler-Trams sollen dereinst in den Strassen der westukrainischen Stadt verkehren. Diese Trams hätten ihren Dienst in der Region Basel getan, sagt Glogg.
45 Jahre auf dem Buckel – aber technisch noch einwandfrei
«Die Fahrzeuge waren rund 45 Jahre bei uns im Einsatz und entsprechen nicht den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes oder haben auch keine Klimaanlage», erklärt Glogg. Technisch funktionierten die Fahrzeuge aber noch einwandfrei.
Mit der Schenkung der Schindler-Trams geht bei der BLT indes auch ein Stück Geschichte zu Ende. Gebaut wurden sie in Pratteln BL und waren die ersten Fahrzeuge der 1974 gegründeten BLT, die in der Region Basel mehrere Vorortslinien betreibt.
Schön, dass diese Fahrzeuge weiter im Einsatz bleiben und Freude machen.
Glogg: «Für uns ist es schön, dass es nun eine Fortsetzung der Geschichte gibt. Dass diese Fahrzeuge weiter im Einsatz bleiben dürfen und auch Fahrgästen eine Freude machen.»
Die «Drämmli» aus dem Baselbiet sind indes nicht die ersten Trams aus der Schweiz, die in der Ukraine ein zweites Leben erhalten. Auch Bern und Zürich haben ausgediente Fahrzeuge in die Städte Lwiw und Winnyzja geschickt.