Wer auf der Webseite des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB) nach offenen Stellen sucht, sieht eine lange Liste: Das UKBB sucht Personal im Pflegedienst, im Labor, für Therapien, in der Administration und mehr. Grund ist der Fachkräftemangel.
Einige der offenen Stellen werden wohl von Menschen besetzt, die bei einer Personalvermittlungsfirma angestellt sind. Und das stellt die Spitäler zunehmend vor Probleme.
So jedenfalls die Einschätzung der gemeinsamen Geschäftsprüfungskommission des Baselbieter und des Basler Kantonsparlaments. In ihrem Bericht zum Kinderspital UKBB kritisiert sie, Vermittlungsfirmen würden dem UKBB das Personal wegschnappen und so den bereits bestehenden Fachkräftemangel verstärken.
Die Temporärfirmen ziehen das fehlende Fachpersonal zusätzlich ab.
Das sagt auch Fabienne Thiévent, Personalverantwortliche des UKBB: «Die Temporärfirmen ziehen das fehlende Fachpersonal zusätzlich ab.» Es handle sich nämlich um Fachkräfte, die das UKBB gerne selber anstellen würde.
Flexibilität statt fixer Dienstplan
Vermittlungsfirmen sind für viele Arbeitsuchende attraktiv. Sie bieten eine Flexibilität an, die Festangestellte nicht haben. So sucht die Personalvermittlerin «Careanesth» beispielsweise in einem Inserat «Dipl. Pflegefachfrau/-mann für temporär oder tageweise Einsätze im sonnigen Basel».
Während Festangestellte Dienstpläne einhalten müssen, um den Spitalbetrieb aufrechtzuerhalten, können sich temporär Angestellte relativ flexibel für längere Arbeitspausen entscheiden. Weil es zu wenig Fachkräfte hat, nehmen die Spitäler Temporärkräfte dennoch auch tageweise gerne.
Wir sorgen dafür, dass nicht noch mehr Fachkräfte den Beruf aufgeben.
Alain Meyer, Geschäftsführer von Careanesth, dem grössten Personalvermittler im Gesundheitsbereich, will den Vorwurf, den Spitälern Fachkräfte wegzuschnappen, nicht gelten lassen. Das Gegenteil sei der Fall: «Wir sorgen dafür, dass nicht noch mehr Fachkräfte den Beruf aufgeben.» Gerade Flexibilität würde nämlich viele Leute davon abhalten, dem Gesundheitswesen den Rücken zu kehren.
Pflegepersonal wird für Spitäler teurer
Ihren Lohn bekommen die temporär Angestellten meist von der Vermittlungsfirma. Die Spitäler wiederum leihen das Personal bei der Vermittlungsfirma aus.
Das führe dazu, dass das Personal für die Spitäler teurer werde, zum Teil sogar massiv, sagt Fabienne Thiévent. Das Spital habe das am konkreten Beispiel von Radiologiefachpersonen ausgerechnet. «Dabei kamen wir auf ein Plus von 75 Prozent.» Auch das sei ein Problem für die Spitäler.
Der Fachkräftemangel beschäftigt nicht nur Spitäler in Basel. Über Mangel an Pflegepersonal klagen beispielsweise auch die Kantonsspitäler Aarau und Graubünden. Im Kanton Bern wurden deswegen ganze Abteilungen geschlossen.
Um trotz Fachkräftemangel an ausgebildetes Personal zu kommen, gehen Spitäler innovative Wege – längst nicht nur, indem sie Personal via eine Vermittlungsfirma beschäftigen.
Mehrere Spitäler locken potenzielle Mitarbeitende aus dem Ausland an, auch, wenn diese aus einem andern Sprachgebiet kommen. Zudem bemühen sie sich, den Festangestellten mehr Freiheit zu geben.
Einige Temporärangestellte finden zudem den Weg zurück zu einer Festanstellung, heisst es in einigen Spitälern: Die Pflegenden würden die Teamatmosphäre bei ihren Kurzeinsätzen vermissen, so die Mutmassung.