Die fünf Schweizer Unispitäler schlagen Alarm. Sie schreiben hohe Verluste, wie sie am Dienstag an einer Medienkonferenz offengelegt haben.
Im letzten Jahr verzeichneten die Unispitäler insgesamt minus 200 Millionen Franken. Für 2023 wird mit einem Verlust von bis zu 300 Millionen Franken gerechnet. Die aktuellen Tarife würden die Kosten schlichtweg nicht decken.
«Uns steht sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals», sagt Uwe E. Jocham, Chef der Insel Gruppe Bern, gegenüber SRF. Und das in einer Phase, wo die Spitäler die Investitionen in die Zukunft komplett selber tragen müssten. Durch den zusätzlichen Personalmangel befinde man sich somit in einer «brenzligen Situation».
Die Unispitäler betonen ihre Bedeutung für das Gesundheitssystem: Sie forschten, bildeten aus, erbrächten eine breite Palette von Leistungen für die Allgemeinheit. Und das bedeute zusätzliche Kosten.
Unispitäler fordern kostendeckende Tarife
Diese Sonderrolle der Universitätsspitäler soll bei der laufenden Revision der Verordnung über die Krankenversicherung berücksichtigt werden. «Ansonsten ist die Erfüllung der Leistungsaufträge unserer Spitäler in akuter Gefahr», so Jocham.
Tarife erhöhen – das ist die Forderung der Unispitäler in der aktuellen Lage und nach Jahren der Preisreduktionen. Denn ohne Kostendeckung seien sie gezwungen, die bestehenden Tarifverträge per Ende 2023 flächendeckend zu kündigen.
Krankenversicherer befürchten unzumutbare Prämienerhöhung
Beim Krankenkassenverband Santésuisse erkennt man die besonderen Leistungen der Unispitäler zwar an, aber von höheren Tarifen will man aktuell nichts wissen. Direktorin Verena Nold betont: «Alleine in diesem Jahr sind die Gesundheitskosten aktuell schon um fast sieben Prozent gestiegen.»
Diese Kosten müssen die Prämienzahlenden übernehmen, eine massive Prämienerhöhung ist also absehbar. «Wenn man dann zusätzlich noch flächendeckend höhere Tarife für die Universitätsspitäler zahlen muss, wäre das für die Prämienzahler nicht zumutbar», sagt Nold.
Seitens der Unispitäler steht fest: Falls es keine Tariferhöhungen gibt, sollen die Kantone ihnen finanziell unter die Arme greifen.
Kantone halten sich zurück
Lukas Engelberger sieht das ein wenig anders. Für den Präsidenten der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren ist klar, dass man trotzdem bei den Tarifen ansetzen muss. «Das Gesetz sieht vor, dass Spitalbehandlungen, wenn sie effizient und qualitativ hochstehend erbracht werden, auch kostendeckend abgegolten werden müssen.»
Natürlich wären Preiserhöhungen unangenehm, so Engelberger. Allerdings könne man höhere Tarife im Sinne des Versorgungsauftrags nicht verweigern.
Engelberger warnt: «Ein Rettungsschirm durch die Kantone wäre nicht fair. Das würde heissen, dass einige wenige Kantone, die diese grossen Spitäler haben, die Finanzprobleme im Gesundheitswesen lösen müssten.»
Muss womöglich bei den Leistungen gekürzt werden? Engelberger meint, dass Kürzungen politisch nicht akzeptiert würden. «Aber allenfalls sind Leistungsverschiebungen denkbar, also, dass man Aufgaben unter den Spitälern anders aufteilt.» Das alleine würde die Finanzprobleme jedoch nicht lösen.
Universitätsspitäler, Krankenkassen und Kantone: Ihre Positionen liegen noch weit auseinander. Bis zu einer Lösung dürfte noch hart gerungen werden.