Nicht zum ersten Mal fühlt sich die Romandie abgekoppelt vom Deutschschweizer Schienennetz. Auch der Fahrplanwechsel 2025 ist keine Basis für den Beginn einer neuen Freundschaft zwischen SBB und Romandie. Besonders vom Jura-Südfuss – zwischen Biel und Genf – kommt Protest.
Es gebe sowieso schon viel zu viele Verspätungen und gestrichene Züge. Jetzt kämen noch längere Fahrzeiten – beziehungsweise längere Halte in den Bahnhöfen – dazu, beschweren sich Pendler. Manche haben die Nase gestrichen voll und machten ihrem Ärger am Freitagabend in der RTS-Tagesschau Luft.
Kehren Pendler zum Auto zurück?
Aber auch in den Amtsstuben brodelt es – diesmal nicht in Lausanne, wo der immer weiter verzögerte Bahnhofsumbau für eine Eskalation bis nach Bern gesorgt hat. Rund um Lausanne freut man sich sogar. Denn der Bahnhof Renens, wenige Minuten von Lausanne entfernt, soll ähnlich wie Zürich Oerlikon zum Umsteigebahnhof werden, was auch den Regionalverkehr entlastet.
Es ärgern sich jene, die bald umsteigen müssen. Denn direkte Züge von Neuchâtel nach Genf fahren bald nur noch zu den Stosszeiten – und die Fahrt dauert künftig länger. Mauro Moruzzi von der Neuenburger Stadtregierung fürchtet, dass der ÖV Kunden verliert und dass die Leute – trotz Klimazielen – wieder aufs Auto umsteigen.
Westschweizer Städte wollen mehr mitreden
Auch beim Kollegen in La-Chaux-de-Fonds ist der Ärger gross. Théo Hueguenin-Elie weist zwar darauf hin, dass bald die Zugverbindungen nach Neuenburg besser würden. Allerdings verschlechterten sich die Anschlüsse.
Er verstehe, dass der Unterhalt des SBB-Netzes eine schwierige Aufgabe sei. Gleichzeitig fordert er, dass die Städte der Suisse Romande miteinbezogen werden. Das sei sowieso geplant gewesen, heisst es bei der SBB auf Anfrage. Wie viele Direktverbindungen nach Genf bestehen bleiben, sei noch nicht entschieden.
Die Chancen, den SBB-Fahrplan 2025 zu beeinflussen, sind also intakt. Yverdon-les-Bains, La-Chaux-de-Fonds und Neuenburg wollen der SBB einen Brief mit ihren Forderungen zukommen lassen, wie sie in der welschen Sonntagspresse bekannt gegeben haben. Inzwischen hätten sich noch weitere Städte gemeldet, die mitmachen wollen im Kampf gegen das «Réseau à deux vitesses» – gegen das Zwei-Klassen-Netz der SBB, bei dem sich die Suisse Romande immer öfter abgehängt fühlt.