Mit dem Urknall geht ein Johlen durch die Menge. Es ist fünf Uhr morgens in der Stadt Luzern und die Fasnacht hat offiziell begonnen. Tausende Menschen drängen sich um den Fritschibrunnen auf dem Kapellplatz. Dicht an dicht, die Corona-Massnahmen sind aufgelöst und vergessen. Vom Himmel regnet es Fötzeli – rund 200 Kilogramm Papierschnitzel.
Die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler haben sich nach einem Jahr Pause ganz offensichtlich auf dieses Fest gefreut. Viele Menschen sind nach Luzern gekommen, der ganze Kapellplatz ist gefüllt – auf der einen Seite bis an die Hauptstrasse und auf der anderen über den Rathausquai bis ans Reussufer. Das wäre auch in Vor-Corona-Zeiten ein stolzer Aufmarsch gewesen.
Laut Polizei herrscht friedliche Stimmung
Rund 16'000 Leute seien an der Tagwache dabei gewesen, so Polizeisprecher Christian Bertschi. «Das sind gut 3000 mehr als vor zwei Jahren.» Ansonsten sei den Polizistinnen und Polizisten aufgefallen, wie anständig sich die Leute benehmen. «Im Gegensatz zu anderen Jahren gab es bis jetzt noch keine Rettungseinsätze wegen Betrunkenen.»
Luzerner Fasnacht 2022
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Bild 1 von 8. Mit dem Urknall um 5 Uhr morgens hat die Luzerner Fasnacht begonnen. Der oberste Zünftler, der Fritschivater, nimmt am Seeufer die Naue in Empfang. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Auf den Urknall folgt der traditionelle Fötzeliregen. Die Papierschnitzel sind aus alten Telefonbüchern, von denen sich die Zunft zu Safran einen Vorrat angelegt hat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Der Narr der Zunft zu Safran – den Organisatoren des Schmutzigen Donnerstag – fordert die Menge jeweils zum «Brüele» auf. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 8. Laut Polizei haben sich rund 16'000 Leute auf dem Kapellplatz versammelt, um den Start der Fasnacht zu feiern. Das sind einige mehr als in Vor-Corona-Jahren. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 8. Der Fasnachtsmorgen war begleitet von einem eindrücklichen Morgenrot. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Fasnächtlerinnen und Fasnächtler bewundern den leuchtenden Himmel von der Reussbrücke aus. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 8. Vereinzelt sah man auch internationale Gäste. Selfie vor der Fasnachtsmenge. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 8. Die Polizei war mit einem ähnlichen Aufgebot vor Ort wie in anderen Jahren. Man wolle an «neuralgischen Punkten» Präsenz markieren. Bildquelle: SRF.
Die Leute würden sich grundsätzlich benehmen. Mit einer Ausnahme: «Gewisse Personen haben mitten in der Menge Feuerwerk abgelassen», so Bertschi. Das sei erstens gefährlich und zweitens laut Sprengstoffgesetz verboten. «Wir bitten die Leute, dies künftig zu unterlassen.»
Ausserkantonale Gäste
Ansonsten ist die Stimmung friedlich, aber ausgelassen. «Wurde auch Zeit, dass wir wieder feiern können», sagt ein Mann. Und eine Frau schreit: «Es ist genial, super! Endlich wieder Fasnacht!» Zwei als Hamster verkleidete Jugendliche meinen, sie hätten eigens eine Woche Ferien genommen, um durchfeiern zu können. Dies, obwohl erst seit einer Woche klar ist, dass die Fasnacht ohne Einschränkungen stattfinden kann. «Wir sind zum ersten Mal hier an der Tagwache.»
Fasnacht in Solothurn
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Bild 1 von 4. Auch in Solothurn startete die Fasnacht um 5 Uhr morgens. Los ging es mit der lärmigen Chesslete auf dem Friedhofsplatz. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Fasnächtler in ihren weissen Nachthemden nehmen jeweils ihre Glocken, Rätschen und Hörner in Betrieb und ziehen lärmend durch die Solothurner Altstadt und Vorstadt. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Das Motto der Solothurner Fasnacht lautet in diesem Jahr: «VERCHERT22». Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Auf die grossen Fasnachtsumzüge wird in Solothurn dieses Jahr verzichtet, denn für die Vorbereitung der grossen Wagen reichte die Zeit nicht mehr. Bildquelle: SRF.
Gewisse sind gar von weit angereist, um dabei sein zu können. Schliesslich ist es das erste richtig grosse Fest seit den weitläufigen Lockerungen der Massnahmen. «Ich bin aus Langenthal in Bern», so ein Mann, der als Meeresgott Poseidon kostümiert ist. «Diesen Schmutzigen Donnerstag wollte ich endlich mal miterleben.»
Grosser Ansturm am Wochenende?
Wegen des Virus scheinen sich die wenigsten Sorgen zu machen. Vereinzelt sieht man zwar Hygienemasken, doch die bedecken mehr Kinn als Mund. Ein Mann, der mit seinen Guggenmusig-Kumpanen gekommen ist, meint zwar, es verwirre ihn schon, dass der Bundesrat so kurz vor diesem grossen Fest die Massnahmen fallen liess. Da frage man sich, wie ernst die ganze Sache gewesen sei. Doch: «Die Leute hatten dieses Fest nötig. Das sieht man nur schon daran, wie viele gekommen sind.»
Die kommenden Tage werden noch mehr Leute nach Luzern reisen. Die Fasnacht dauert bis nächsten Dienstag und am Wochenende werden die Gassen der Altstadt wohl besonders voll sein. Dann können auch jene feiern gehen, die nicht eigens Ferien genommen haben für diese Festwoche.