- Zwei von fünf Wirten sehen sich in ihrer Existenz bedroht, wenn sie keine Mietzinsreduktion bekommen.
- Der Hauseigentümer-Verband ruft seine Mitglieder zu Augenmass auf.
- Die zuständige Nationalratskommission fordert eine Reduktion der Geschäftsmieten um 70 Prozent.
Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, zeigt aber, dass der Schuh drückt: Über vier kantonale Gastroverbände befragte SRF Wirtinnen und Wirte. Über 500 Gastro-Unternehmen reagierten innert fünf Stunden.
38 Prozent – oder fast 200 Betriebe – gaben an, sie müssten wohl Konkurs anmelden, sollte ihnen der Vermieter nicht entgegenkommen. 66 Prozent haben nach eigenen Angaben bisher noch keine Mietzinsreduktion zugesichert erhalten. Von den 34 Prozent, denen die Vermieter eine Senkung versprachen, sind viele nicht zufrieden.
HEV-Präsident warnt seine Mitglieder
Auch Marco Erpen, der in Zürich mehrere Restaurants führt, sieht eine ungewisse Zukunft vor sich. Für eines seiner Lokale bezahlt er über 14'000 Franken Miete pro Monat. Falls ihm der Vermieter nicht entgegenkommt, droht im schlimmsten Fall die Schliessung. «Wir wissen nicht, in welche Richtung es geht», so der Gastronom.
Der Hauseigentümer-Verband (HEV) hält daran fest, dass die Mietzins-Pflicht grundsätzlich auch in der Corona-Krise gilt. Er sieht aber auch die Nöte der Mieter. HEV-Präsident Hans Egloff appelliert an seine Mitglieder: «Jeder Vermieter muss sich überlegen: Möchte ich das Risiko eingehen, dass meine Gewerbefläche plötzlich frei ist?» Es werde in dieser Zeit schwierig, einen neuen Mieter zu finden. Beide Partien müssten bereit sein, einen Schritt zu tun.
WAK fordert 70-Prozent-Reduktion
Viele Parlamentsmitglieder bezweifeln, dass weit um einvernehmliche Lösungen gefunden werden. Die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK-N) hat deshalb Woche vorgeschlagen, die Vermieter sollen auf 70 Prozent der Mieten von geschlossenen Geschäften verzichten müssen. Härtefälle auf Vermieterseite sollten vom Bund abgefedert werden.
«Nicht die Mieterinnen und Mieter, die keinen Umsatz haben, sollen sich an den Staat wenden müssen, sondern die Vermieter, die diesen Ausfall nicht decken können», sagt Nationalrätin Regula Rytz (Grüne/BE) zu der Motion.
In der Ständeratskommission stösst diese Lösung aber auf Vorbehalte. «Das ist gut gemeint, man will helfen, aber sie ist einfach undifferenziert», sagt Ständerat Erich Ettlin (CVP/OW). Besser wäre es, in Härtefällen den Mietern eine Schuld beim Bund zu erlassen, wenn keine private Einigung gefunden werden könne. Am Dienstag diskutieren die Wirtschaftspolitiker der kleinen Kammer nochmals über die Geschäftsmieten.