Der Name ist selbstbewusst, die Anspielung klar: «Zäme meh als 52%» nennt sich eine Gruppe von Fans des FC Luzern, die gegen Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg kämpfen. Dieser will – Kraft seiner Aktienmehrheit von 52 Prozent – die gesamte Klubleitung entlassen und durch neues Personal ersetzen. Seit er im Herbst diese Pläne angekündigt hat, ist aus der Fangruppierung eine wahre Protestbewegung geworden: Knapp 20'000 Personen haben sich online gegen Alpstaeg ausgesprochen, fordern eine Abkehr vom Mehrheitsaktionärs-Modell, mehr Mitspracherecht für Fans.
Fans konnten dank abgekauften Aktien an GV dabeisein
Auch am grossen Showdown vom Mittwochabend, an der Generalversammlung der FC Luzern Holding AG, waren Vertreter der Bewegung zugegen. Möglich wurde dies, nachdem Minderheitsaktionär Josef Bieri eigene Aktienanteile an Fans abgetreten hatte.
«Es war wichtig für uns, dort zu sein», sagt Henrik Belden, Sprecher von «Zäme meh als 52%». Erstmals hätten sie Alpstaeg von Angesicht zu Angesicht ihre Meinung kundtun und ihr Herz ausschütten können. «Es war ein emotionaler Abend», so Belden. «Ich habe gestandene Männer mit Tränen in den Augen gesehen.»
Ich habe an der GV gestandene Männer mit Tränen in den Augen gesehen.
Allerdings seien die Fans von Alpstaeg enttäuscht worden. «Wir wurden abgekanzelt, er hat demonstriert, dass ihn die Meinung eines grossen Teils des Vereins nicht interessiert», sagt Henrik Belden. Sein Fazit: «Bernhard Alpstaeg hat gezeigt, wie weit entfernt er mittlerweile von der FCL-Basis entfernt ist.» Auch sein Auftritt mit Bodyguards sei schlecht angekommen.
«Der Angriff ist vorerst abgewehrt»
Entsprechend sind die Fans zufrieden mit dem Ausgang der GV. Der Verwaltungsrat hatte kurz vor Sitzungsbeginn rund 25 Prozent von Alpstaegs Aktien einfrieren lassen, da dieses Aktienpaket 2015 rechtlich nicht korrekt in dessen Hände gelangt sei – damit verlor Alpstaeg seine Aktienmehrheit und konnte seine Entlassungspläne am Mittwoch nicht durchsetzen.
«Der Angriff ist vorerst abgewehrt», kommentiert Henrik Belden. Er sei zuversichtlich, dass Bernhard Alpstaeg nun einsehe, dass er seinen Platz räumen müsse.
Ob es tatsächlich so weit kommt, ist fraglich. Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits jedenfalls gab sich gleich nach dem Ende der GV vom Mittwochabend kämpferisch: «Bernhard Alpstaeg wird die Beschlüsse dieser GV juristisch anfechten, weil er nicht mit seinem gesamten Aktienpaket abstimmen konnte, und er wird ziemlich sicher Recht bekommen.» Die Aktien seien korrekt an Alpstaeg übergangen.
Rechtsexperte vermutet «Buebetrickli»
Auch Peter Kunz, Professor für Aktienrecht an der Universität Bern, glaubt nicht recht daran, dass Alpstaeg sich geschlagen gibt. Er kenne zwar die Details nicht, unter denen dieser 2015 die nun eingefrorenen Aktien erhalten habe, sagt er. «Aber dass da sieben Jahre niemand die Aktienmehrheit Alpstaegs bestritten hat und dieses Aktienpaket jetzt so kurzfristig eingefroren wird, ist eigenartig», sagt er. Das klinge eher nach einem «Buebetrickli» als nach einer überzeugenden juristischen Argumentation.
Der Streit, so Kunz, dürfte noch länger weitergehen: «Vermutlich wird sich Bernhard Alpstaeg über die Festtage eine Strategie überlegen, wie er zu dem kommt, was er als sein Recht erachtet.»