In Basel-Stadt können Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter die Jugendlichen seit einigen Wochen nur noch draussen sehen. Der Jugendarbeiter Endrit Sadiku vom Jugendtreff Chillout im Quartier Kleinhüningen versucht deshalb, mit einer Feuerschale und warmem Tee den Vorplatz der Jugi einladender zu gestalten.
Doch der Vorplatz befindet sich direkt an einer stark befahrenen Strasse, hinzu kommt das nasskalte Wetter in diesem Winter. «Wir haben einen Grossteil der Jugendlichen verloren», attestiert Sadiku. Ausserdem seien vertrauliche Gespräche mit den Jugendlichen draussen kaum möglich – zu wenig intim.
Dabei wäre genau dies zurzeit besonders wichtig. «Viele Jugendliche sind stark belastet», sagt Sadiku, «zudem sind hier im Quartier die Wohnverhältnisse sehr beengt». Durch die Schliessung der Jugis falle für die Jugendlichen nicht nur ein Ort weg, an dem sich mit Freunden treffen können, sondern auch Bezugspersonen, an die sie sich mit ihren Problemen und Sorgen wenden können.
Wichtige Einrichtung für Jugendliche
Ein paar Kilometer entfernt sind die Jugendtreffs im Baselbiet unter Sicherheitsauflagen weiterhin offen. Der Grund für diese Diskrepanz: Das Baselbiet zählt die Jugendhäuser zu den sozialen Einrichtungen, die auch in der aktuellen Lage geöffnet sein dürfen. In Basel-Stadt hingegen gelten Jugendtreffs als reine Freizeitorte und als solche müssen sie geschlossen bleiben.
Die Leiterin vom Baselbieter Amt für Kind, Jugend und Behindertenangebote Franziska Gengenbach-Jungck sieht in den Jugis ein wichtiges Unterstützungsangebot. «Dass Kinder und Jugendliche zurzeit starke Belastungen erfahren und Unterstützungsangebote wichtig sind, ist nicht nur eine forschungsbasierte Erkenntnis aus der Situation letzten Frühling, sondern zeigt sich auch jetzt.»
Die Angebote seien zudem der aktuellen Situation angepasst worden. Die Einrichtungen setzten ihre Schutzkonzepte sehr gut um und die Angebote würden von qualifizierten Fachpersonen geleitet, so Gengenbach-Jungck.
Basler Politikerinnen fordern Öffnung der Jugis
Die Jugendtreffs sollen auch in der Stadt geöffnet werden, finden die Basler Heidi Mück von der Linkspartei BastA. Mit einem parlamentarischen Vorstoss wolle sie erreichen, dass der Kanton seinen Spielraum nutzt. «Jugendliche brauchen einen Ort, an den sie niederschwellig hingehen, über ihre Sorgen reden und auch mal Dampf ablassen können», findet Mück.
Jugendliche brauchen einen Ort, um über ihre Sorgen zu reden und Dampf abzulassen.
Zu ihrem Vorstoss will sich das Basler Erziehungsdepartement auf Anfrage nicht äussern. Allerdings sagte das Erziehungsdepartement vor wenigen Tagen in der Basellandschaftlichen Zeitung, dass die Rückverfolgbarkeit von Kontakten in den Jugendtreffs grundsätzlich schwieriger sei als in der Schule.
Dieses Argument kann die EVP-Gemeinderätin Christine Kaufmann aus Riehen (BS) nur bedingt nachvollziehen. Schliesslich seien seit Kurzem auch Trainings für Jugendliche unter 16 Jahren wieder möglich. «Dort funktioniert es ja auch, indem alle Kontakte aufgenommen werden», so Kaufmann.