Aus der Ukraine in die kleine Solothurner Gemeinde Mümliswil-Ramiswil: In einer rasch organisierten Aktion holte der Solothurner Unternehmer Guido Fluri Flüchtlinge in Polen ab. Er charterte ein Flugzeug und brachte 150 Flüchtlinge nach Zürich. 80 Kinder und Mütter dürfen vorläufig in Mümliswil im Kanton Solothurn leben – im ehemaligen Kinderheim und in einem Lagerhaus, das die Gemeinde zur Verfügung stellt.
Um die Kinder und Mütter kümmern sich Zivilschützer, Pädagoginnen, Köche, Übersetzerinnen und medizinisches Personal. SRF-Korrespondentin Wilma Hahn hat die Frauen und Kinder auf dem Flug und bei ihrer Ankunft im Solothurner Dorf begleitet.
SRF News: Wilma Hahn, wie war die Stimmung im Flugzeug, von Polen in die Schweiz?
Es war eine ruhige Stimmung. Die Leute waren vor dieser Reise bereits tagelang unterwegs, haben wenig geschlafen. Viele hatten kurzfristig davon erfahren, dass sie auf eine Liste kommen für einen Flug in die Schweiz. Am Gate selber haben Mütter ihre Kinder herumgetragen, Gepäck geschleppt. Im Flugzeug waren sie wirklich dann am Ende, deshalb die Stille.
Also nicht die grossen Emotionen, wie man erwarten könnte?
Nein, es war nicht so. Tränen flossen bei den Schweizerinnen und Schweizern im Flugzeug, welche die Flüchtlinge begleitet haben, bei Mitgliedern der Stiftung, uns Journalistinnen. Aber die Flüchtlinge waren einfach erledigt.
Wie war es heute Morgen in der Flüchtlingsunterkunft in Mümliswil-Ramiswil?
Nach der ersten Nacht war es wirklich ganz anders. Es war eine optimistische Stimmung. Viele haben gefragt, ob sie ins Dorf gehen dürften und wo sie einen Job finden könnten. Andere wollten sich in der Küche engagieren, es herrschte eher eine Aufbruchstimmung.
Kommt man mit den Geflüchteten gut ins Gespräch?
Die meisten sprechen Ukrainisch oder Russisch. Ein paar wenige können Englisch. Auf dem Flug habe ich versucht, die Leute in Ruhe zu lassen. Sie haben mich am Morgen trotzdem noch gekannt, einige Kinder haben mich umarmt. Diejenigen, die Englisch können, erzählen gern. Aber die Erzählungen schwanken, von erleichtert bis traurig. Viele haben Angehörige zurücklassen müssen.
Was hat Sie besonders berührt?
Im Flugzeug hat man den Flüchtlingen an Bord erstmal erklärt, wohin sie fliegen. Ein Junge hat dann gefragt, ob er dort, wo sie hingehen, wieder raus darf. Er hatte zwei Wochen im Untergrund verbracht. Das stimmt einen traurig und sagt alles.
Das Gespräch führte Andreas Brandt.