Es sind beunruhigende Resultate, welche eine Untersuchung im Auftrag des «K-Tipp» zutage gebracht hat: In fast jedem dritten Engadiner Fisch steckt Fluor. Das Gift stammt vom Skiwachs der Langläufer. Besonders im Startbereich des Engadiner Skimarathons, auf dem Silsersee, sind die Resultate alarmierend. Umwelttoxikologin Joelle Rüegg von der schwedischen Universität in Uppsala warnt: Fluorcarbone bauen sich weder in der Umwelt noch im menschlichen Körper ab und sind krebserregend.
Das Problem der Fluorcarbone im Skiwachs ist schon länger bekannt. Die EU hat eines der giftigsten dieser Gruppe bereits im letzten Jahr verboten, die sogenannten PFOA. In der Schweiz sind PFOA erst ab Juni 2021 verboten. Andere Fluorcarbone sind aber weiterhin erlaubt, auch in Skiwachs.
FIS mit radikalem Verbot vorgeprescht
Das Problem anpacken will auch der Internationale Ski-Verband FIS. Letztes Jahr hat sich der Verband ein Verbot aller Fluor-Wachse auferlegt. Offenbar ist er damit etwas zu schnell vorgeprescht. In der Praxis stellt sich heraus, dass es bei nassen Verhältnissen im Langlauf noch keine ebenbürtige Alternative gibt. Nur Fluor ist derart wasserabweisend und macht das Material derart gleitfähig. Anders ist es offenbar bei trockenen Verhältnissen, erfährt «Espresso» bei Toko, dem grössten Hersteller von Skiwachs.
Es braucht keinen Fluor-Wachs im Amateurbereich
Die Untersuchungen der Fische auf der Strecke des Engadiner Ski-Marathons lassen vermuten, dass auch Hobby-Langläuferinnen und -Langläufer fleissig ihre Bretter mit Fluor-Wachs behandeln. «Das ist teuer und nicht nötig», sagt dazu SRF-Langlauf-Experte Adriano Iseppi. Als ehemaliger Trainer bei Swiss Ski und Organisator des Engadiner Ski-Marathon kennt er sich im Wachs-Dschungel bestens aus: «Man soll sich nicht verrückt machen lassen von all den Marken, Wachs-Farben oder den verschiedenen Temperaturbereichen. Da kann man sich schon verlieren.»
Fluor-Wachs ist teuer und unnötig.
Es reiche völlig aus, wenn man die Skis jedes fünfte oder sechste Mal mit Wachs behandle. «Dazu benötigt man ein rotes Wachs für die mittleren Temperaturbereiche, ein gelbes für wärmere Temperaturen und das blaue Wachs für kalte Zeiten.» Die liessen sich dann auch mixen. «Es ist keine Hexerei.» Dazu soll man sich ein altes Bügeleisen der Grossmama besorgen, es brauche kein teures Gerät aus dem Sportgeschäft.
Tipp:
Verlangen Sie im Sportgeschäft explizit Wachs ohne Fluor. Sie tun damit der Umwelt einen Gefallen und sparen Geld. Wenn Sie noch Fluor-Wachs im Haus haben, bringen Sie dieses zur nächsten Giftsammelstelle und werfen Sie es auf keinen Fall in den Hausmüll.