- Die jüngsten Aussagen aus der Wissenschaft lassen aufhorchen: Der Bund müsse mehr tun, um die Langzeitfolgen von Covid zu untersuchen und die Fälle von Long Covid national zu erfassen.
- Dies sagte neben anderen der Basler Infektiologe Manuel Battegay in der Sonntagspresse.
- Mit ihrer Forderung rennen die Mediziner beim Long-Covid-Netzwerk offene Türen ein. Die Politik ist hingegen gespalten.
Erschöpfung, Muskelschmerzen, Schlaflosigkeit – eine Corona-Infektion kann eine ganze Reihe von langfristigen Beschwerden auslösen. Gemäss Studien hat jede zehnte Person auch ein Jahr nach der Ansteckung noch Symptome.
Für diese Long-Covid-Patientinnen und -Patienten werde bisher zu wenig getan, sagt Michael Schlunegger, Präsident von Altea, dem Long-Covid-Netzwerk: «Man wird der Sache und vor allem den Betroffenen nicht gerecht. Man muss Ideen sammeln und so schnell wie möglich Lösungen finden, auch wenn sie noch nicht perfekt sind. Man muss hier kreativ sein.»
Der Bund müsse aktiver über die Krankheit informieren und die Forschung verstärken. Und alle Fälle müssten national erfasst werden, fordert Schlunegger.
Das Wissen um Long Covid ist noch nicht genügend vorhanden.
Unterstützung erhält die Forderung von den linken Parteien. Für SP-Gesundheitspolitikerin und -Nationalrätin Barbara Gysi braucht es ein nationales Register, um Covid-Fälle zu erheben: «Damit können wir auch für die Zukunft Unterstützungs- und Behandlungsmöglichkeiten vorantreiben. Das Wissen um Long Covid ist noch nicht genügend vorhanden.»
Bürgerliche reagieren verhalten
Etwas zurückhaltender reagieren Vertreter der bürgerlichen Parteien wie etwa FDP-Ständerat Josef Dittli. Ein obligatorisches Long-Covid-Register steht für ihn nicht im Vordergrund. «Viel wichtiger ist es, Long-Covid-Forschung zu koordinieren und deren Ergebnisse rasch umsetzen zu lassen.»
Der Bundesrat anerkennt das Problem, und das Parlament macht Druck. Insofern wird das, was man machen kann, gemacht.
Auch Mitte-Ständerat Erich Ettlin, der die Gesundheitskommission präsidiert, sieht den Bundesrat auf dem richtigen Weg: «Er anerkennt das Problem, und das Parlament macht Druck. Insofern wird das, was man machen kann, gemacht.»
Netzwerk hofft auf Unterstützung
Einig sind sich alle, dass die Langzeitfolgen von Corona in der öffentlichen Diskussion künftig eine wichtigere Rolle spielen werden. Uneinig sind sich die Parteien, ob sie das Thema Long Covid jetzt noch energischer angehen sollten.
Michael Schlunegger vom Netzwerk Altea ist pessimistisch, weil vorerst die Bewältigung der Omikron-Welle alles dominiere: «Wenn Besserung da ist, habe ich meine Zweifel, dass die Thematik Long Covid effektiv wieder aufgegriffen wird.» Trotzdem hofft er auf mehr Unterstützung durch die Politik.