Das Gewehr liegt schwer in den Händen. Vier Kilo. Zusammen mit der ganzen Ausrüstung – Rucksack, Schutzweste – ein schweres Gewicht, das hier in der Mannschaftskaserne in Bern eine junge Frau zum Ausprobieren trägt. «Es fühlt sich gut an», sagt sie.
Eine Armeeangehörige hilft ihr beim Anziehen und meint lachend: «Den meisten ist die Ausrüstung zu schwer.» Doch die 20-Jährige verweist stolz auf ihr Training in den letzten Wochen. «Es hat offenbar genützt.» Und wie ist es, eine Waffe zu tragen? «Es macht stolz zu wissen, sich im Notfall verteidigen zu können.»
Gut 120 Frauen besuchen an diesem regnerischen Samstag in Bern den Orientierungsanlass der Armee und anderer Sicherheitsorganisationen. «Mein Vater spricht viel von der Armee, nun will ich mir das mal genauer anschauen», sagt eine 17-Jährige. Eine andere ergänzt: «Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben – und meine persönlichen Grenzen kennenlernen.»
Die Armee will sich am Anlass für Frauen in einem guten Licht präsentieren. «Wir machen Werbung für den Armeedienst, aber nicht nur», sagt Major Lara Eggli. «Wir vermitteln ein realistisches Bild und sagen auch, was schwierig ist.» So seien Frauen massiv in der Minderheit und müssten häufig weit weg von den Kameraden übernachten, was die Integration in die Truppe manchmal schwierig mache.
Für die Orientierungstage im Kanton Bern ist Hans-Rudolf Zysset verantwortlich. Er bezweifelt, dass sich mit einem Obligatorium automatisch mehr Frauen für die Armee begeistern lassen. «Die Jungen haben viele Möglichkeiten bei der Ausbildung und bei der Freizeit, deshalb müssen wir sie begeistern.» Das gelinge, indem weibliche Armeeangehörige den jungen Frauen vom Alltag in der Armee erzählten.
Positive Rückmeldungen – auch von den Männern
Der ganztägige Anlass kommt bei den Frauen jedenfalls gut an. Eine kurze Umfrage zeigt: Ihnen gefällt der Austausch mit anderen Gleichgesinnten und den Armeefrauen. Derzeit dürfen sie solch einen Anlass besuchen, er ist freiwillig. Anders als bei den Männern. «Aber auch dort sind die Rückmeldungen sehr positiv – positiver als man es vielleicht von einem obligatorischen Anlass denken könnte», sagt Organisator Zysset.
Auf nationaler Ebene wird ein Obligatorium für Frauen derzeit politisch diskutiert. Im Kanton Bern werden Anlässe, bei denen sich Sicherheitsorganisationen wie der Zivilschutz oder die Sanität vorstellen, ab 2026 für Frauen und Ausländer obligatorisch. Bei den verschiedenen freiwilligen Armee-Anlässen haben jeweils gut 200 Personen mitgemacht, nur knapp 20 Prozent haben sich dann wirklich für den Armeedienst angemeldet.
Und wie ist es bei den jungen Frauen an diesem Informationstag in Bern? Werden sie in die Armee eintreten? «Ich weiss es noch nicht», ist der Tenor. Eine 18-Jährige ergänzt: «Hier geht es schlussendlich ums Kämpfen, um Krieg – das ist schon krass.»