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Frauen in der Armee «Ehrliche Information»: So wirbt die Armee um Frauen

Der Bund will Frauen die Armee schmackhaft machen. Ein Besuch zeigt: Frauen sind fasziniert.

Das Gewehr liegt schwer in den Händen. Vier Kilo. Zusammen mit der ganzen Ausrüstung – Rucksack, Schutzweste – ein schweres Gewicht, das hier in der Mannschaftskaserne in Bern eine junge Frau zum Ausprobieren trägt. «Es fühlt sich gut an», sagt sie.

Eine Armeeangehörige hilft ihr beim Anziehen und meint lachend: «Den meisten ist die Ausrüstung zu schwer.» Doch die 20-Jährige verweist stolz auf ihr Training in den letzten Wochen. «Es hat offenbar genützt.» Und wie ist es, eine Waffe zu tragen? «Es macht stolz zu wissen, sich im Notfall verteidigen zu können.»

Frauen und ein Gewehr
Legende: Das erste Mal eine Waffe in den Händen: Beim Orientierungstag geht es auch ums Erlebnis. SRF/Thomas Pressmann

Gut 120 Frauen besuchen an diesem regnerischen Samstag in Bern den Orientierungsanlass der Armee und anderer Sicher­heits­organi­sationen. «Mein Vater spricht viel von der Armee, nun will ich mir das mal genauer anschauen», sagt eine 17-Jährige. Eine andere ergänzt: «Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben – und meine persönlichen Grenzen kennenlernen.»

Infotag: Bundesrat hat Pläne für Frauen

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Junge Frauen sollen künftig am Orientierungstag zum Armeedienst teilnehmen müssen, so wie es für Männer heute schon gilt. Der Bundesrat nimmt einen neuen Anlauf für die nötige Verfassungsänderung und hat eine Vernehmlassungsvorlage dazu bestellt.

Die Frauen sollen einen Einblick erhalten in die Möglichkeiten und Chancen, die das Militär und der Zivilschutz ihnen biete, wie der Bundesrat schrieb. Er will erreichen, dass sich mehr Frauen als heute für einen freiwilligen Dienst entscheiden. Und er sieht in der Neuerung eine verbesserte Chancengleichheit.

Seit 15 Jahren gibt es im Kanton Bern – wie auch andernorts – freiwillige Orientierungstage nur für Frauen. Im Kanton Aargau ist der Orientierungstag bereits seit einem Jahr obligatorisch.

Die Armee will sich am Anlass für Frauen in einem guten Licht präsentieren. «Wir machen Werbung für den Armeedienst, aber nicht nur», sagt Major Lara Eggli. «Wir vermitteln ein realistisches Bild und sagen auch, was schwierig ist.» So seien Frauen massiv in der Minderheit und müssten häufig weit weg von den Kameraden übernachten, was die Integration in die Truppe manchmal schwierig mache.

Frauen an einem Tisch
Legende: Armeeangehörige erzählen von Chancen in der Armee. SRF/Thomas Pressmann

Für die Orientierungstage im Kanton Bern ist Hans-Rudolf Zysset verantwortlich. Er bezweifelt, dass sich mit einem Obligatorium automatisch mehr Frauen für die Armee begeistern lassen. «Die Jungen haben viele Möglichkeiten bei der Ausbildung und bei der Freizeit, deshalb müssen wir sie begeistern.» Das gelinge, indem weibliche Armeeangehörige den jungen Frauen vom Alltag in der Armee erzählten.

Positive Rückmeldungen – auch von den Männern

Der ganztägige Anlass kommt bei den Frauen jedenfalls gut an. Eine kurze Umfrage zeigt: Ihnen gefällt der Austausch mit anderen Gleichgesinnten und den Armeefrauen. Derzeit dürfen sie solch einen Anlass besuchen, er ist freiwillig. Anders als bei den Männern. «Aber auch dort sind die Rückmeldungen sehr positiv – positiver als man es vielleicht von einem obligatorischen Anlass denken könnte», sagt Organisator Zysset.

Frauen hören zu in einem Saal
Legende: Der Bundesrat möchte, dass sich künftig alle Schweizer Frauen über die Armee informieren müssen. SRF/Thomas Pressmann

Auf nationaler Ebene wird ein Obligatorium für Frauen derzeit politisch diskutiert. Im Kanton Bern werden Anlässe, bei denen sich Sicherheitsorganisationen wie der Zivilschutz oder die Sanität vorstellen, ab 2026 für Frauen und Ausländer obligatorisch. Bei den verschiedenen freiwilligen Armee-Anlässen haben jeweils gut 200 Personen mitgemacht, nur knapp 20 Prozent haben sich dann wirklich für den Armeedienst angemeldet.

Und wie ist es bei den jungen Frauen an diesem Informationstag in Bern? Werden sie in die Armee eintreten? «Ich weiss es noch nicht», ist der Tenor. Eine 18-Jährige ergänzt: «Hier geht es schlussendlich ums Kämpfen, um Krieg – das ist schon krass.»

Rendez-vous, 27.3.2025, 12:30 Uhr ; 

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