Der Schock bei der Basler SP ist gross, als Elisabeth Baume-Schneider am Mittwochmorgen zur ersten Bundesrätin des Kantons Jura gewählt wird. Im Gewerkschaftshaus im Kleinbasel, wo sich die SP versammelt, ist es totenstill. Viele sind fassungslos, einige schlagen sich die Hände vors Gesicht, andere raufen sich die Haare. Keiner im Raum kann es richtig glauben: Die Basler Kandidatin Eva Herzog hat verloren. Im Hintergrund läuft die Übertragung der Bundesratswahl weiter, kaum beachtet.
Es braucht Minuten, bis allen klar ist: Der Traum von der ersten Basler Bundesrätin ist geplatzt. Und das, obwohl Herzog lange als Kronfavoritin gehandelt wurde. Die Hoffnung, nach 50 Jahren wieder eine Vertretung in der Landesregierung zu haben, war gross. «Es ist bitter für uns alle», sagt der ehemalige Basler SP-Nationalrat Ruedi Rechsteiner. «Ich bin wahnsinnig enttäuscht», ergänzt Parteikollegin Edibe Gölgeli. Dass Herzog das Rennen nicht gemacht hat, frustriert an diesem Morgen. Einige sind gar wütend.
Basel wird diskriminiert. Andere grosse Kantone haben Rechtsanspruch auf einen Bundesratssitz.
Eva Herzog hätte die zweitstärkste Wirtschaftsregion des Landes vertreten, einen der sieben Geberkantone, die urbane Schweiz, die Städterinnen und Städter. Gemäss Zahlen des Bundes leben drei Viertel aller Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz in Städten und deren direktem Einzugsgebiet. Dass der Bundesrat nun noch ländlicher geprägt ist, ja die meisten Mitglieder des Rats aus Gemeinden mit wenigen tausend Einwohnerinnen und Einwohnern stammen, sei eine bittere Pille, sagt Rechsteiner.
Eine ländliche Schweiz regiert das Land
Tatsächlich wohnen die sieben Mitglieder des frischgewählten Bundesrats alle in kleineren Gemeinden. Karin Keller-Sutter schlägt ihre Bundesratskolleginnen und Bundesratskollegen mit ihrem Wohnort Wil und dessen 24'159 Einwohnerinnen und Einwohner um Längen. Ruedi Rechsteiner ist überzeugt, in der Schweiz habe man etwas gegen die Städter: «Man benimmt sich wie eine Bauernnation. Man hat Angst vor einer starken Frau, und Basel wird vom Rest der Schweiz diskriminiert.»
Diese Haltung teilen an diesem Morgen viele im Gewerkschaftshaus in Basel. Auch der ehemalige kantonale SP-Parteipräsident Pascal Pfister ist enttäuscht, dass mit Eva Herzog die Vertreterin aus der Stadt verloren hat: «Diese Wahl zeigt, wie stark die ländlichen Kantone in der Schweiz sind.»
Für die Beziehungen zum grenznahen Frankreich und Deutschland und zur EU sehen die Basler Genossen an diesem Wahltag schwarz. Statt Cüpli brauche es an diesem Tag ganz starken Schnaps, murmeln sich zwei SP-Mitglieder zu.