Die Entwicklung in Europa sei eindeutig, heisst es in einem neuen Positionspapier der Städtekonferenz Mobilität. Tempo 30 in den Städten sei die Zukunft.
Diese Debatte wird – schon länger und sehr engagiert – auch in der Schweiz geführt. Ein Knackpunkt bislang: Bremsen Städte den Verkehr aus, bremsen sie auch Trams und Busse aus. Der öffentliche Verkehr, der attraktiv bleiben soll, würde langsamer, und teurer. Auch deshalb wehren sich die ÖV-Vertreter.
Pros und Kontras
Dennoch bezieht jetzt auch die Städtekonferenz Position. Marieke Kruit, Stadtberner SP-Verkehrsdirektorin, sagt Ja zu Tempo 30 flächendeckend, auch auf Hauptstrassen und ÖV-Achsen. «Flächendeckend heisst, dass man auch verkehrsorientierte Strassen anschaut.» Dort, wo der Lärm besonders hoch sei und, dass man auch dort Temporeduktionen einführe. Gegen Lärm, Platzprobleme und Unfälle sei das die beste Option.
Anders sieht das der Touring Club Schweiz. Mediensprecher Jonas Montani gibt zu bedenken, dass der Verband des Öffentlichen Verkehrs und die Notfallorganisationen ebenfalls gegen eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 seien. «Und das mit gutem Grund: Es verlangsamt den Verkehr.»
Dazu kommt: Tempo 30 führe zu Ausweichverkehr in die Quartiere, und Umfragen zeigten auch, dass selbst die Stadtbevölkerung gar nicht begeistert sei.
Nur, wo sinnvoll
Neu ist, dass die Städte neben der Forderung nach Tempo 30 den Raum für Kompromisse betonen, gerade für den ÖV. Man könne auf einzelnen Strecken auch einmal eine Ausnahme machen. Marieke Kruit erklärt: «Wir – und da spreche ich für die Stadt Bern – werden das mit Augenmass machen.» Und es müsse natürlich auch Sinn machen.
Busse könnten an Ampeln bevorzugt werden. Auch Tempo 30-Strassen können breit sein oder Kreuzungen aufgehoben werden. Das sind die Ansätze im Positionspapier der Städte.
Die ÖV-Unternehmen, die sich zuletzt kritisch geäussert hatten, hören das gern. Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr. «Wir glauben einfach, man kann nicht überall Tempo 30 machen – aber das wird nun in diesem Papier aufgenommen. Und das ist ein Schritt in die richtige Richtung.» Man sei im Gespräch, und man werde sich mit den Städten finden, so Stückelberger.
Damit gewinnt Tempo 30 in den Städten einen wichtigen Verbündeten. Autofahrende, das Gewerbe und auch der TCS erhalten noch mehr Gegenwind.