Das Unwetter ereignete sich im Juni 2024. Das Bündner Dorf Lostallo war durch einen Murgang besonders betroffen: Zwei Menschen starben, eine Person wurde bis heute nicht gefunden. Mehrere Menschen verloren ihr Zuhause. Auch ein Teil der Autobahn A13 im Bergtal Misox wurde weggerissen. Der Schaden lag im zweistelligen Millionenbereich.
Die Behörden hatten die Gefahr für den Dorfteil Sorte in der Gemeinde Lostallo unterschätzt. Das wurde an einer Medienkonferenz im Herbst 2024 klar.
Gemäss den bisherigen Gefahrenkarten für das Gebiet ging der Kanton davon aus, dass die Menschen dort kaum gefährdet seien – und Häuser zwar beschädigt, aber kaum zerstört werden könnten.
Auf der neuen Gefahrenkarte, die der Kanton Graubünden nun vorstellte, ist der allergrösste Teil der betroffenen Siedlung neu im roten Bereich. Das heisst: Dort sind Menschen gefährdet, und man muss damit rechnen, dass es plötzlich zu einem Ereignis kommen kann.
In solchen Bereichen darf eigentlich auch nicht mehr gebaut werden. Grosse Murgänge und Überschwemmungen sind möglich.
Trotzdem ist noch nicht klar, ob der stark betroffene Ortsteil von Sorte wieder bewohnbar wird, ob man ihn also wieder aufbauen kann. Die Behörden wollten sich dazu noch nicht äussern. Ohne neue Schutzbauten blieben die Häuser unbewohnbar, hiess es. Anfang Mai soll es dazu eine weitere Informationsveranstaltung geben.
Es bleibt, wie es jetzt ist
Mit der neuen Gefahrenkarte beginne für Lostallo die Arbeit, erklärte Gemeindepräsident Nicola Giudicetti. Jetzt wolle man prüfen, welche Möglichkeiten es gebe, was die Kosten wären und wie die Wünsche der Bevölkerung aussehen. In ein paar Monaten werde die Gemeinde eine Entscheidung treffen.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Sorte bleibt es deshalb für den Moment, wie es jetzt ist: Sie dürfen vorübergehend nicht in ihre Häuser zurück. Ob aus diesem «vorübergehend» in den nächsten Jahren ein «definitiv» wird, bleibt noch offen.
Wie so oft führte eine Kombination mehrerer Faktoren zur Unwetterkatastrophe im letzten Juni, wie eine Auswertung des Ereignisses durch Experten ergab. Die Niederschläge am 21. Juni waren demnach gar nicht so extrem, aber sie trafen auf einen sehr stark mit Wasser gesättigten Boden. Zudem lag in den Bergen noch überdurchschnittlich viel Schnee, der vom Regen mitgeschwemmt wurde.