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Die Krise auf Lampedusa und die Schweiz
Aus Echo der Zeit vom 20.09.2023. Bild: Imago/Alessandro Serrano/Avalon
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Geflüchtete auf Lampedusa Die wenigsten Geflüchteten reisen in die Schweiz

Auf Lampedusa landen vor allem Menschen aus Westafrika. Sie stellten bislang kaum Asylanträge in der Schweiz.

Darum geht es: Auf Lampedusa kamen vergangene Woche 5000 Geflüchtete innert 24 Stunden an. Das sind mehr Menschen, als die Insel Einwohner hat. Die meisten Geflüchteten werden anschliessend auf italienisches Festland gebracht, viele reisen weiter Richtung Norden. In der Schweiz ist die Lage im Asylwesen zwar angespannt, aber aus anderen Gründen.

Kein «Lampedusa-Effekt»: Die Geflüchteten aus Lampedusa wollen vermutlich nicht in grosser Zahl in die Schweiz reisen. Seit Anfang Jahr haben gut 25'000 Geflüchtete aus Guinea und der Elfenbeinküste Lampedusa erreicht. In der Schweiz stammen im selben Zeitraum etwa 350 Asylgesuche von Menschen aus diesen Staaten. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) erklärt, Menschen aus Westafrika hätten bislang nicht unbedingt die Schweiz als Zielland gewählt. «Wir gehen nicht davon aus, dass viele Menschen aus Lampedusa den Weg in die Schweiz finden werden», sagt SEM-Mediensprecher Reto Kormann.  

Steigende Asylzahlen: Dennoch nimmt die Zahl der Asylgesuche aktuell stark zu. Im August wurden 3001 Asylgesuche registriert, 38 Prozent mehr als im Juli – und 47 Prozent mehr als im August 2022. Auch die Grenzwache meldet deutlich mehr irreguläre Grenzübertritte an der Südgrenze: Die Zahl stieg von 1486 (Juli) auf 2873 (August). Die Zahl der Menschen im Asylprozess hat im August ebenfalls zugenommen, um 740 Personen.

Balkanroute: Die wichtigsten Herkunftsstaaten von Asylsuchenden in der Schweiz sind die Türkei und Afghanistan. Betroffene reisen überwiegend via Balkanroute in die Schweiz. Weil viele während der Corona-Pandemie unterwegs gestrandet sind, sieht das SEM einen «Nachholeffekt». Der Druck, aus Ländern wie der Türkei aus- oder weiterzureisen, sei sehr hoch. Die Balkanroute mit anschliessender Einreise von Italien her bleibe für die Schweiz daher wichtiger als die Route von Tunesien und Libyen über das zentrale Mittelmeer.

Bundesasylzentren: In der ersten Phase ist der Bund für die Unterbringung der Asylsuchenden zuständig. Die Bundesasylzentren sind nach Angaben des SEM aktuell zu 76 Prozent ausgelastet. Es bestehe eine Reserve von 2400 Betten. Die Kantone, die in der zweiten Phase für die Unterbringung zuständig sind, melden nach Angaben der Sozialdirektorenkonferenz knapp 7600 freie Plätze.

Zusätzliche Plätze: Weil der Bund in den kommenden Wochen mit steigenden Zahlen rechnet, will er 1800 zusätzliche Unterbringungsplätze in den Kantonen finden. Aktuell sind aber lediglich 590 zusätzliche Plätze zugesagt. Es werde zwar weiter geprüft, heisst es beim SEM. 1800 zusätzliche Plätze sind aber kurzfristig nicht mehr realistisch.

Prognose: Das SEM rechnet im wahrscheinlichsten Szenario bis Ende Jahr mit insgesamt 28'000 Asylgesuchen (ohne Status S für Menschen aus der Ukraine). Das entspricht im Durchschnitt etwa 2660 Gesuchen pro Monat. «Wir gehen im Moment davon aus, dass wir knapp über die Runden kommen», sagt SEM-Sprecher Kormann zur Unterbringungssituation. Etwas weniger wahrscheinlich ist laut SEM ein Szenario mit bis zu 40'000 Gesuchen. Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz 24'511 Asylgesuche gestellt.  

Rendez-vous, 20.9.2023, 18:00 Uhr

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