Jamshedullah Khogiani ist seit rund einem Jahr in der Schweiz. Der heute 18-Jährige war ohne Eltern aus seiner Heimat Afghanistan geflohen. Als unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender (UMA) hat er nun einen Ausbildungsvertrag als Maurer. «Ich bin gerne auf dem Bau. Es gefällt mir zum Beispiel, mit der Bohrmaschine zu arbeiten.»
Khogiani hat einen Ausbildungsvertrag über 4 Jahre. Die ersten zwei Jahre wechseln sich Schule und praktische Arbeit auf der Baustelle täglich ab. Danach ist eine zweijährige Lehre mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) geplant. Die Baufirma Erna bildet ihn zum Maurer aus. Alex Gutzwiler, Polier bei Erne, ist zufrieden: «Er zeigt Interesse, das ist wichtig. Sprachlich können wir uns unterhalten. Ich glaube, es kommt gut.»
Wir versuchen überall, Personal zu rekrutieren. Für uns ist es eine gute Option, auch UMAs eine Chance zu geben.
Das Unternehmen Erne beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende im Hoch- und Tiefbau. Jungen Asylsuchenden eine Ausbildung zu ermöglichen, sei auch eine Chance für die Firma – Stichwort Fachkräftemangel: «Wir versuchen überall, Personal zu rekrutieren. Für uns ist es eine gute Option, auch UMAs eine Chance zu geben», sagt Nicolas Egli, der bei Erne die Abteilung Baumeister leitet.
Begleitet wird das Projekt von der Stiftung Erlenhof, die sich für die Integration von Jugendlichen einsetzt. Im Erlenhof wohnen aktuell rund 100 junge Asylsuchende, wobei die Tendenz stark steigend ist. Geschäftsleiter Pascal Brenner hat das Projekt «EBA integrativ» ins Leben gerufen: «Die UMAs möchten sich in der Schweiz eine Zukunft aufbauen. Es sind junge Menschen, die so schnell wie möglich arbeiten und ihren Körper brauchen wollen.»
Das Projekt «EBA integrativ» setzt daher nicht zuerst auf jahrelanges Deutschlernen in Kursen. Hier springen die Jungen direkt in den Job. Schule und Berufspraxis wechseln sich tageweise ab. «Neu am Projekt ist, dass die UMAs hier bereits wenige Monate nach ihrer Ankunft im Kanton in eine Ausbildung einsteigen können», sagt Brenner.
Neu am Projekt ist, dass die UMAs kurz nach ihrer Ankunft bereits in eine Ausbildung einsteigen können.
Auf Interesse stösst das Projekt auch beim Kanton Baselland. «Wir brauchen ausländische Personen, um den Fachkräftebedarf decken zu können. Und die UMAs haben Potenzial, sie sind motiviert und wollen in der Schweiz etwas erreichen», sagt Thomas von Felten, Leiter der Abteilung Berufsbildung beim Kanton Baselland. Dass UMAs früh eingebunden werden, sei sinnvoll.
Deutschunterricht erhalten die UMAs im Programm an der Erstaufnahmeschule in Aesch (BL). In der Mischung aus Deutschunterricht und Berufspraxis sieht auch die Lehrerin Marlies Thomann Vorteile: «Es ist wirklich eine Chance, ihre Motivation zu steigern. Sie sehen noch mehr Sinn darin, Deutsch zu lernen. Sie merken auf der Arbeit, wie wichtig die Sprache ist.»