Nationalrat Franz Grüter war einer der ersten SVP-Exponenten, der sich öffentlich als Trump-Unterstützer outete. Das war noch bevor Donald Trump im Jahr 2016 gewählt wurde. Heute sagt Nationalrat Grüter: Trumps Politik sei das eine, nun gehe es aber um die Akzeptanz eines demokratischen Entscheides. «Jeder, der im Herz Demokrat ist, kann ein solches Verhalten nicht gutheissen.»
Dass Trump die demokratischen Institutionen in Frage stellt, ist aber nicht erst seit gestern klar. Hätten sich also nicht auch Trump-Fans in der SVP schon früher von ihm distanzieren müssen?
Ich verurteile seinen Narzissmus, seine Lügen, seine Twitter-Sprüche. Aber er hat viel für die USA getan und nicht allzu viel falsch gemacht.
«Nein», sagt Andreas Glarner. Die Medien hätten vier Jahre auf Trump eingedroschen und nie verwinden können, dass er überhaupt gewählt worden sei. «Ich verurteile seinen Narzissmus, seine Lügen, seine Twitter-Sprüche. Aber er hat viel für die USA getan und nicht allzu viel falsch gemacht.»
Und schliesslich Nationalrat und Weltwoche-Verleger Roger Köppel, der wohl lauteste Trump-Fan in der SVP. Er stellte auch verschiedentlich die Gewaltbereitschaft der Trump-Anhänger in Frage.
«Tohuwabohu» bei den US-Wahlen
Aber – und hier geht er weiter als Grüter und Glarner: Köppel verbreitet gleich wie Trump weiterhin die unbelegte Behauptung, dass es bei den Wahlen zu Wahlbetrug gekommen sei. Dies, wenn er sagt: Unbestritten habe es in den Vereinigten Staaten Irregularitäten, ein «Tohuwabohu», gegeben.
Das werde in hiesigen Medien überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, so Köppel. Aber: «Wenn die Richter zu einem Schluss kommen und der Rechtsstaat gesprochen hat, dann musst du das auch einmal akzeptieren.»
Trotz Kritik sind die Trump-Fans in der SVP zum definitiven Bruch mit Trump nicht bereit, sei es aus politisch-ideologischen Gründen, oder auch weil sie dessen Narrativ des Wahlbetrugs weiter pflegen.
Der Sturm auf das Kapitol war ein politisches Grossereignis mit globaler Wirkung. Zwei zentrale Pfeiler der Demokratie wurden angegriffen.
Für Damir Skenderovic, Historiker und Populismus-Spezialist an der Uni Freiburg, ist dies nicht überraschend. In den letzten Jahren hätten sich rechtspopulistische Parteien, inklusive der SVP, immer wieder auf den Wandel der US-Republikaner zu einem populistischen Stil bezogen.
So hat die Weltwoche vor drei Jahren etwa den früheren Chefstrategen von Trump Steve Bannon nach Zürich eingeladen. Da sei klar geworden, dass sich die SVP und Trump gegenseitig inspirierten.
Doch mit dem Sturm auf das Kapitol sei nun etwas Neues passiert: «Das war ein politisches Grossereignis mit globaler Wirkung. Zwei zentrale Pfeiler der Demokratie wurden angegriffen.» Nämlich durch das konsequente Negieren der Niederlage und die Behauptung des Wahlbetrugs sowie den Sturm auf das Parlament in Washington.
Abschreckender Effekt
Skenderovic ist überzeugt, dass dies Konsequenzen für populistische Strömungen und Parteien weltweit haben wird. Er bezeichnet die SVP als populistische Partei, die ähnlich funktioniere wie die republikanische Partei unter Trump: «Das hat einen gewissen Abschreckungseffekt für viele Wählerinnen und Wähler. Denn man sieht, was ein populistischer Leader oder eine populistische Politik für Folgen haben kann – nämlich die Unterminierung der Demokratie.»
Deshalb eben ein politisches Grossereignis mit globaler Wirkung, bis in die kleine Schweiz hinein – ist Skenderovic überzeugt.