In Lausanne sind grosse Teile des Stadtgebietes mit Dioxinen verschmutzt. Das haben die Behörden vor anderthalb Jahren bekannt gegeben. Über 200 weitere Messung im letzten Jahr zeigen jetzt das Ausmass der landesweit grössten Dioxin-Verschmutzung.
So muss gemäss den neusten Karten im am stärksten verschmutzten Gebiet bei 4000 Grundstücken eine Sanierung geprüft werden. Das betrifft einen Grossteil der Parzellen im Stadtzentrum. Welche Parzellen saniert werden müssten, werde sich in den nächsten Jahren zeigen, erklärt Sylvain Rodriguez, Leiter des Waadtländer Umweltamtes: «Das heisst also nicht, dass das bei allen der Fall sein wird.»
Alle Erde abtragen – unmöglich
Für Dioxin-Sanierungen wird bisher in der Regel die verschmutzte Erde abgetragen und entsorgt. Angesichts des riesigen Ausmasses der Verschmutzung in Lausanne lancieren der Kanton und die Stadt nun Pilotprojekte, um ein Ausheben der Erde zu verhindern. Auch mit Bakterien, die das Dioxin zersetzen sollen.
Auch weil man nicht die gesamten Böden der Stadt entsorgen könne, sagt Rodriguez: «Die Sanierungsmöglichkeiten mittels Aushub sind begrenzt, weil es nicht genug Deponien für so viel Erde gibt.» Darum soll die Erde, wenn immer möglich, vor Ort zu behandelt werden. Pilotprojekte zur Behandlung der Erde beginnen noch im laufenden Jahr.
Lausanne als Sonderfall
Der Fall Lausanne hat in der Schweiz auch an anderen Orten Untersuchungen der Kantone in der Nähe von Verbrennungsanlagen ausgelöst. Markus Zenegg, Dioxin-Experte bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa sagt zu den Ergebnissen: «Momentan ist nicht von grossen Belastungen in anderen Gebieten auszugehen. Lausanne ist tatsächlich eine sehr spezielle Situation.»
Der Sonderfall Lausanne dürfte auch besonders teuer werden: Zu den Kosten der Sanierungen machen die Waadtländer Behörden derzeit noch keine Angaben.
Bund soll sich an Kosten beteiligen
Der Kanton setzt sich aber in Bern in der laufenden Revision der Verordnung über die Altlasten dafür ein, dass der Bund auch etwas beisteuert. Das sei nur logisch, sagt der Waadtländer Umweltdirektor Vassilis Venizelos. Der Bund trage eine Mitverantwortung, habe er doch in der Vergangenheit den rechtlichen Rahmen gesetzt und die Oberaufsicht über die Umwelt ausgeübt.
«Grundsätzlich gilt aber das Verursacherprinzip: Die alte Kehrichtverbrennung gehörte der Stadt Lausanne, aber auch der Kanton wird bei der Sanierung mithelfen», so Venizelos. Lausanne werde sich aber auch mit anderen Kantonen absprechen, in welchen Dioxine in kleinerem Ausmass gefunden wurden – etwa im Aargau, Thurgau oder im Bündnerland.