Egal ob im Job oder in der Familie: Manche Väter fühlen sich mit ihren Problemen allein – oder kennen entsprechende Beratungsangebote nicht. Das Oberwalliser Männerbüro und das Kantonale Amt für Gleichstellung und Familie wollen jetzt Gegensteuer geben. Und will die Männer dort abholen, wo viele gerne Zeit verbringen. Und zwar in der Beiz.
Wir Männer sind im Kern voller Romantik und Sehnsüchte.
«Wer schweigt, der kann nicht verarbeiten» oder «Wir Männer sind im Kern voller Romantik und Sehnsüchte» steht nun auf Bierdeckeln, die in verschiedenen Oberwalliser Gastrobetrieben aufliegen.
«Diese Botschaften sollen Männer ermutigen, sich über das Mannsein auseinanderzusetzen, den Bogen öffnen», sagt Christian Bayard vom Männerbüro.
Viele denken, dass gerade im Wallis – dem Kanton mit den vielen Bergen und den urchigen Typen – das Rollenbild des Mannes noch immer traditionell ist. Der Mann als Macher, Ernährer, der das Geld nach Hause bringt und Haushalt und Kinder der Frau überlässt.
Für Bayard ist dies aber auch im Wallis nicht mehr immer so. «Häufig arbeiten Männer aber 100 Prozent und übernehmen zu Hause noch das, was übrig bleibt. Wir wollen Männer anregen, sich individuell mehr in der Vaterrolle einzubringen.»
Das sagt der Experte zur Walliser Männeroffensive
Die Kinderbetreuung braucht viel Zeit. Für Simon Preisig, Sprecher der Gleichstellungsorganisation Alliance F ist darum klar: «Ohne Teilzeitarbeit ist es gar nicht möglich, die Bierdeckel-Botschaften umzusetzen.» Darum brauche es bessere Rahmenbedingungen, etwa Kitaplätze auch in ländlichen Regionen und eine Elternzeit.
Aber warum platziert das Männerbüro die Botschaften gerade auf Bierdeckeln in diversen Oberwalliser Beizen? «Wir wollen die Männer dort abholen, wo sie vielleicht ein bisschen offener sind für solche Botschaften», so der Beauftragte des Walliser Männerbüros.
Männer am Biertresen ansprechen – bringt's das?
Männer am Tresen mit Bierdeckeln sensibilisieren: Die Männervertretung setzt auf eine klischierte Massnahme, um die Herren zu erreichen. «Die Botschaften selbst sind aber nicht klischiert, sondern progressiv und provozierend», führt Preisig aus.
Es sei wichtig, dass Männer auf die Thematik aufmerksam gemacht würden. «Es ist so, dass viele Männer Gleichstellung kaum thematisieren und sich der Problematik gar nicht bewusst sind – im Gegensatz zu den Frauen.»