Ende Juli haben Alpinisten auf dem Stockji-Gletscher bei Zermatt die mumifizierten Überreste eines Bergsteigers entdeckt und vor wenigen Tagen sind auch auf dem Chessjen-Gletscher bei Saas-Fee menschliche Knochen gefunden worden.
Für die Walliser Kantonspolizei ist es wichtig, dass sie diese Knochen identifizieren können: «Letztlich sind es nicht einfach nur Knochen, es sind Überreste von Menschen. Wir wollen ihnen einen Namen zuweisen können, damit man die Familie über den Fund des Vermissten informieren kann. Manchmal ist das Jahrzehnte nach dessen Verschwinden», sagt Polizeisprecher Stève Léger.
Liste mit vermissten Personen
Die Walliser Kantonspolizei führt seit 1925 eine Liste mit vermissten Personen. Darauf stehen aktuell die Namen von dreihundert Menschen. Bis zu zwei Drittel dieser Vermissten würden in den Bergen und Gletschern liegen, sagt Léger. Bei einem Knochenfund kann so bereits ein erster Standortabgleich durchgeführt und die Liste eingegrenzt werden.
Mit den eingangs erwähnten Knochenfunden befasst sich mittlerweile die Rechtsmedizin. Zur Identifikation werden verschiedene Methoden angewendet.
«Erstens gibt es den DNA-Vergleich, zweitens wenden wir die zahnärztliche Identifizierung an und drittens die radiologische Identifizierung. Bei dieser Methode werden die radiologischen Personendaten vor dem Tod der Person mit den Daten der toten Person verglichen», erklärt Pia Genet, Fachärztin für Rechtsmedizin.
Erbgut von Angehörigen liefert Hinweise
Je älter die menschlichen Überreste sind, desto schwieriger gestaltet sich in der Regel die Identifikation. Bei Vermisstenfällen der jüngeren Vergangenheit erleichtert vor allem die Erbgutanalyse die Identifikation.
«Heute nehmen wir in Vermisstenfällen immer eine DNA-Probe von engen Angehörigen, beispielsweise der Eltern, die dann im Dossier abgelegt wird. Wird ein Leichnam aufgefunden, können die Proben verglichen werden», sagt Stève Léger.
Oft tragen aber auch weitere Fundstücke wie persönliche Gegenstände zur Lösung des Rätsels bei. Der Fundort wird von den Ermittlern akribisch abgesucht. Deshalb sei es auch wichtig, so Léger, dass Alpinisten und Berggänger eine Fundstelle umgehend sichern und melden, aber möglichst nicht berühren sollten.