Nur gerade ein paar Wochen hätten die Bauarbeiten auf der A6 im Mittaltunnel zwischen Gampel und Goppenstein dauern sollen, eigentlich. Mittlerweile sind es mehrere Monate. Das Bundesamt für Strassen (Astra) ersetzt auf diesem Abschnitt die Randbeleuchtung im Tunnel und den Galerien. «Wir mussten bereits zweimal die Dauer der Baustelle verlängern», sagt Mark Siegenthaler, Mediensprecher des Astra. Bis die Arbeiten erledigt sind, ist der Tunnel abends nur einspurig befahrbar.
Grund für die Verzögerung sind Lieferengpässe. Viele Branchen sind während der Coronapandemie davon betroffen, so auch die Bau-Branche. Rohstoffe wurden teilweise nicht gefördert, viele Menschen arbeiteten nicht, Transporte waren nicht oder fast nicht möglich. Das wirkt sich nun aus: Einige Materialien sind schwer erhältlich, darunter Kupfer und Aluminium.
Viele Baustellen verzögern sich
In mehreren Tunnel sollen alte Leuchten mit neuen LED-Lampen ersetzt werden. Die Leuchtmittel sind zwar zum Teil bereits da, es fehlen aber beispielsweise noch Elektrokabel, um sie dann auch anzuschliessen. Betroffen sind laut dem Astra vor allem die Projekte in den Kantonen Bern und Wallis. Ein weiteres Beispiel ist eine Baustelle auf der Höhe der Raststätte Grauholz auf der A1 zwischen Zürich und Bern. Eine Messanlage für den Schwerverkehr hätte ausgetauscht werden sollen, aber in diesem Herbst sei das nicht möglich gewesen. Im Sommer wird ein neuer Versuch gestartet. Das Astra muss umplanen, längerfristig denken: «Wir bestellen Material für Bauarbeiten, die im nächsten Sommer stattfinden, bereits jetzt», sagt Siegenthaler vom Astra.
Das Credo lautet: Lieber den Baustart verschieben und dann, wenn das Material da ist, zügig montieren anstatt möglichst früh beginnen und dafür lange eine unfertige Baustelle zu haben.
Lieber hamstern, als keine Arbeit zu haben
Die Tessiner Firma Rigamonti SA entwickelt, produziert und installiert Sicherheitsanlagen für Tunnel. Viele Schweizer Tunnel sind mit ihrem Material ausgestattet. Doch aktuell wird die Firma durch Lieferengpässe ausgebremst: Wer nicht liefern kann, kann nicht arbeiten, kann nichts verdienen, sagt Vize-Direktor Leonardo Wezel.
Wenn uns Teile fehlen, müssen wir in die Kurzarbeit.
Deshalb setze man nun auf eine neue Strategie – eine, die man zuvor noch nie ausprobiert habe: «Für gewisse Projekte kaufen wir ein, ohne dass wir sicher sind, dass wir die Produkte verwenden können.» Einkauf auf Vorrat, statt auf spezifische Nachfrage. «Wenn wir abwarten, bis die Projektpläne gemacht sind, wären wir zu spät mit der Bestellung.» Letztes Jahr habe das Unternehmen zeitweise nicht arbeiten können, da gewisse Teile fehlten. Kurzarbeit war die Folge. Dieses Risiko gehe man nicht noch einmal ein.