- Die Krankenkassenprämien steigen 2024 um 8.7 Prozent. Die mittlere Monatsprämie wird sich auf 359.50 Franken belaufen.
- Grund sind markant gestiegene Gesundheitskosten und weitere Faktoren. Die Krankenkassen können wegen gesunkener Reserven den Anstieg nicht dämpfen.
- Das gaben Gesundheitsminister Alain Berset und BAG-Direktorin Anne Lévy an einer Medienkonferenz in Bern bekannt.
Der Prämienschock kam mit Ankündigung. Nun ist klar, wie drastisch er ausfällt: Die durchschnittlichen Prämien für die Grundversicherung steigen je nach Kanton um 6.5 bis 10.5 Prozent. Prozentual am wenigsten steigen die Prämien in den Kantonen Basel-Stadt und Appenzell Innerrhoden. Über 10 Prozent sind es in den Kantonen Tessin, Zug und Appenzell Ausserrhoden.
Der Anstieg der mittleren Monatsprämie 2024 beläuft sich auf 28.70 Franken. Es ist der grösste seit 2010. Im landesweiten Durchschnitt liegt die mittlere Prämie für die Grundversicherung bei 359.50 Franken im nächsten Jahr.
Der abtretende Bundesrat Alain Berset überbrachte die «schlechte Nachricht für bereits teuerungsgeplagte Haushalte» zum letzten Mal. «Das wird mir nicht fehlen», sagte Berset.
Gleichzeitig verwies er auf die vom Bundesrat eingeleiteten Sparbemühungen. Er nannte die Vorschläge zur Förderung von Generika und Biosimilars, von der sich die Landesregierung Einsparungen von 250 Millionen Franken im Jahr verspricht.
«Wir sind nicht ausgeliefert»
Das Schweizer Gesundheitssystem sei gut, habe aber seinen Preis. Dabei seien die Versicherten den Prämienanstiegen «nicht einfach ausgeliefert». Im Gesundheitswesen sei bereits gespart worden und werde weiter gespart. Allerdings stehen den Bemühungen Widerstände entgegen.
Berset erinnerte an die im Parlament gescheiterte neue Preisfestsetzung für Medikamente. Andere Sparversuche hätten die eidgenössischen Räte stark verwässert. Angesichts des grossen Prämienanstiegs müssten energischere Massnahmen her.
Wir alle müssen uns überlegen, ob es einen Arztbesuch wirklich braucht oder ob man direkt zu einem Spezialisten will.
Die Kosten stiegen seit dem zweiten Halbjahr 2021 und besonders im Verlauf des Jahres 2023 stärker als erwartet. Im ersten Halbjahr 2023 resultierte ein Plus von 6.4 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Die Krankenkassen rechnen für das ganze Jahr mit einem Plus von 5.3 Prozent und für 2024 mit einem weiteren Anstieg um 3.4 Prozent.
Mehr Arztbesuche und ambulante Spitalleistungen sowie mehr und teurere Medikamente verursachten den Kostenschub, so Berset weiter. «Wir alle müssen uns überlegen, ob es einen Arztbesuch wirklich braucht oder ob man direkt zu einem Spezialisten will.»
Die Prämieneinnahmen 2023 decken die Kosten laut dem BAG nicht. Neben dem Kostenschub führt das BAG dies auf die nicht bei den Kassen angelangte Prämienerhöhung um 6.6 Prozent im laufenden Jahr zurück.
Viele Versicherte wechselten den Grundversicherer oder wählten eine höhere Franchise. So stiegen die Prämien letztendlich nur um durchschnittlich 5.4 Prozent. Die dadurch tieferen Prämieneinnahmen schlagen sich nun im Prämienanstieg 2024 nieder. Schliesslich muss auch die Kostensteigerung 2024 berücksichtigt werden.
Nachholeffekte nach der Covid-19-Pandemie verstärkten die Effekte noch. Das führte 2022 zu einem Verlust von 1.7 Milliarden Franken für die Versicherer. Der Kapitalmarkt brockte ihnen zudem einen Anlageverlust von 1.8 Milliarden Franken ein.
Die Verluste deckten die Kassen aus den Reserven. Diese sanken damit in der Branche auf 8.5 Milliarden Franken, was zwar ausreicht. Polster zur Dämpfung der Prämienentwicklung sind aber nicht mehr vorhanden.