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Enorme Entwicklung: Von Affen «erziehen» bis zur Forderung nach Grundrechten für Menschenaffen
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 10.08.2024. Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1001 A 1.68a
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Grosser Wandel in Tierhaltung Affen im Zoo: Eine Geschichte von Veränderung und Fortschritt

Zu Beginn der 150-jährigen Geschichte des Basler Zoos wollte man die «Exoten» dominieren. Mit der Zeit setzte sich eine bedürfnisorientierte Haltung durch, die in der Initiative «Grundrechte für Primaten» ihren Höhepunkt fand. Die Geschichte der Affenhaltung zeigt eine grosse Veränderung auf.

Zwei Schimpansen sitzen am Tischchen und löffeln eine Suppe: Diese Bilder von «Max und Moritz» sorgten in den 1930er-Jahren für Furore.

Historisches Bild: Zwei Schimpansen sitzen an einem Tisch und essen mit einem Löffel aus einem Teller.
Legende: Die beiden Schimpansen «Max und Moritz» gehörten zu den ersten Menschenaffen, die in den Basler Zoo kamen. Zoo Basel, Postkarte

Der damalige Oberwärter Carl Stemmler sagte über «seine» Tiere: «Max hat in drei Tagen gelernt, anständig mit dem Löffel zu essen. Moritz hat über einen Monat gebraucht, bis er begriffen hat, dass er den Löffel in der Hand halten muss.»

Der Affe hat aufgeschrien und kam wie ein Teufel vom Baum herunter, blitzschnell.
Autor: Carl Stemmler Zoologe und Tierwärter

Was aus heutiger Sicht befremdend wirkt, war bis in die 1960er-Jahre normal: Die Menschenaffen zu «erziehen», sie zu vermenschlichen.

Blick in das Buch «Zoo Basel. Die Stadt-Oase neu entdecken»
Legende: Auch wenn die Haltung aus heutiger Sicht irritiert, seien die Absichten vermutlich stets gut gewesen, sagt Historikerin Jennifer Degen. SRF

Dazu sagt Historikerin Jennifer Degen: «Die Affen kamen oft als kleine Tiere ohne Mutter in den Zoo. Die Pfleger dachten, sie müssten ihnen etwas beibringen.»

Buchhinweis

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Jennifer Degen, Lukas Meili: «Zoo Basel. Die Stadt-Oase neu entdecken». Christoph Merian Verlag, 2024.

Es sei aber auch darum gegangen, die Tiere im Griff zu haben: «Man hat realisiert, dass die ausgewachsenen Affen gefährlich werden können. Darum hat man im Prinzip die Beziehung immer hierarchisch halten müssen.»

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Als Affen vermenschlicht wurden: Blick in die Zoo-Geschichte
Aus Kultur Webvideos vom 17.04.2020.
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Exemplarisch zeigt sich das in dieser Anekdote: Wärter Carl Stemmler erzählt, wie er «Max und Moritz» dazu brachte, von einem Baum herunterzuklettern. Er schoss ihnen mit der Steinschleuder auf den Hintern. «Der Affe hat aufgeschrien und kam wie ein Teufel vom Baum herunter, blitzschnell.»

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Zoo von einem Unterhaltungspark zu einem wissenschaftlichen Unternehmen geworden.
Autor: Jennifer Degen Historikerin

Eine neue Epoche läutete die Geburt von «Goma» ein. 1959 gelang dem Zoo Basel die Weltsensation: Erstmals kam in einem Zoo in Europa ein Gorillaweibchen zur Welt.

Der damalige Basler Zoodirektor Ernst Lang hält das drei Tage alte Gorillababy Goma in der Hand.
Legende: Der damalige Basler Zoodirektor Ernst Lang hält das Gorillababy Goma: Zuchterfolge lösten bei der Tierhaltung ein Umdenken aus. KEYSTONE / PHOTOPRESS-ARCHIV

«Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Zoo von einem Unterhaltungspark zu einem wissenschaftlichen Unternehmen geworden. Das Selbstverständnis hat sich geändert. Der Zoo hat neue Aufgaben bekommen», sagt Degen. Je besser die Tiere im Zoo lebten, desto grösser die Erfolge in der Zucht.

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Veränderter Umgang mit den Tieren
Aus Schweiz aktuell vom 09.05.2024.
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Das Ende der «Vermenschlichung» war eingeläutet. Das zeigte sich auch im Bau modernerer Anlagen. Diese orientierten sich mehr an der natürlichen Umgebung der Tiere.

Ein Schimpanse klettert im Zoo Basel.
Legende: Ende der 1960er-Jahre baute der «Basler Zolli» eine neue Affenanlage. Diese wurde später weiter ausgebaut und bietet Platz zum Klettern und Rückzugsorte. Keystone / ZOO BASEL

Damals berichtete die Schweizer Filmwochenschau: «Der Basler Zoo im Umbruch: Eine rührige Direktion hat ein grosses Affenhaus entstehen lassen, welches sich stolz das modernste und fortschrittlichsten in ganz Europa nennen kann.»

Bagger im Zoo.
Legende: Von 2010 bis 2012 baute der «Zolli» die erweiterte Affenanlage. Sie bietet mehr Platz zum Spielen und Rückzugsorte. SRF

Das sind Entwicklungen, die in vielen Zoos ähnlich verliefen. Gerade in der Affenhaltung war der «Basler Zolli» zwar führend, sagt der berühmte Zoologe und Tierfotograf Jörg Hess. Aber auch andere Tiergärten, wie zum Beispiel der Zoo Zürich, modernisierten ihre Tierhaltung in vergleichbaren Schritten.

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Affen zurück im «Zolli»
Aus Schweiz aktuell vom 01.07.2011.
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In einem Punkt ist der Wandel in Basel aber nochmals deutlich weitergegangen: 2022 forderte eine kantonale Initiative Grundrechte für Primaten.

Mit Grundrechten hätten wir den Tieren ein menschliches Konstrukt übergestülpt. Das hätte nicht funktioniert.
Autor: Adrian Baumeyer Kurator im Basler Zoo

Das Stimmvolk lehnte die Forderung zwar wuchtig ab, im Zentrum der intensiven Diskussionen stand aber auch die Affenhaltung im «Zolli».

Video
Initiative «Grundrechte für Primaten»
Aus 10 vor 10 vom 14.01.2022.
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Heute sagt Adrian Baumeyer, Kurator im Basler Zoo, den Menschenaffen gehe es gut. «Mit Grundrechten hätten wir den Tieren ein menschliches Konstrukt übergestülpt. Das hätte nicht funktioniert. Viel wichtiger ist das bereits existierende, strenge Tierschutzgesetz.»

Kurator Adrian Baumeyer im Interview im Basler Affenhaus
Legende: «Heute wissen wir relativ viel über die Affen», sagt Kurator Adrian Baumeyer. Im Zoo gehe es den Tieren gut. SRF

Bleibt die Frage, ob man in ein paar Jahrzehnten mit einer ähnlichen Befremdung auf die heutige Affenhaltung blickt, mit der wir heute auf die Anfangszeit des Zoos schauen. Baumeyer winkt ab: «Ich glaube nicht, dass es das gleiche Ausmass ist. Damals war man quasi im luftleeren Raum, stand vor einem Käfig und musste erst einmal schauen, was die Affen überhaupt fressen.»

Regionaljournal Basel, 10.8.24, 17:30 Uhr;stal

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