Lastwagen sollen umweltschonender fahren, mit Wasserstoff statt Diesel. Dieses Ziel unterstützt auch der Bundesrat. Nur: So einfach ist es nicht. Die Schweizer Energiekonzerne Axpo und Alpiq treiben die Produktion von grünem Wasserstoff zwar voran, doch es läuft nicht wie erhofft.
Die Alpiq eröffnete vor fünf Jahren eine grosse Wasserstoffanlage in Niedergösgen SO, die Axpo vor einem Jahr in Domat Ems GR. Es gibt zu wenig Abnehmer für den Wasserstoff, heisst es bei beiden Firmen. Nun werden Forderungen nach Subventionen oder anderen Fördermöglichkeiten laut.
Die Wasserstoffproduktion der Alpiq läuft seit fünf Jahren in Niedergösgen SO, unter der Leitung der Firma Hydrospider. Fast die Hälfte dieser Firma gehört dem Stromkonzern Alpiq.
Der Wasserstoff wird hier mit Strom aus dem Wasserkraftwerk Gösgen produziert. Dann wird der Wasserstoff von der Anlage zur Tankstelle gefahren. Hier werden Lastwagen betankt.
Nun zeigt sich: Grüner Wasserstoff als Treibstoff ist zwar umweltschonend, aber im Vergleich zu teuer. So lautet die Bilanz der Firma Hydrospider nach fünf Produktionsjahren in Niedergösgen SO.
Zu hohe Erwartungen
Die Erwartungen seien zu hoch gewesen, sagt Hydrospider-Geschäftsführer Nicolas Crettenand gegenüber SRF: «Vor fünf Jahren waren die Wachstumserwartungen korrekt. Aber inzwischen sind die Strompreise gestiegen, was den Wasserstoff verteuert hat.»
Es lohnt sich für die Transportunternehmen nicht, Lastwagen mit Wasserstoff zu betreiben. Wenn die Nachfrage nach Wasserstoff fehlt, wird auch weniger in Wasserstoffanlagen investiert – ein Teufelskreis.
«Wir brauchen für die Energiewende eine entsprechende Infrastruktur. Wir können nicht jahrzehntelang warten», sagt Nicolas Crettenand weiter. Er fordert deshalb eine staatliche Förderung, bis sich Schweizer Wasserstoff etabliert hat, ähnlich wie das beim Solarstrom passiert sei. Aktuell sei man mit der Bundesverwaltung im Gespräch, so Crettenand.
Trotz bescheidener Nachfrage glaubt die Firma Hydrospider an die Technologie. Die Firma plant drei weitere Produktionsanlagen in der Schweiz. Die entsprechenden Standorte sind noch nicht bekannt.
Nachfrage und Preise weiterhin unklar
Die aktuell grösste Schweizer Wasserstoffanlage betreibt der Energiekonzern Axpo seit 2024 in Domat Ems. Weiter plant die Axpo in Brugg AG eine klimafreundliche Wasserstoffproduktionsanlage. Findet denn die Axpo mehr Abnehmer für den Wasserstoff?
Nein. Die Anlage in Domat Ems sei noch in der Testphase und habe den kommerziellen Betrieb noch nicht aufgenommen, sagt Axpo-Mediensprecherin Jeanette Schranz. Bisher habe man nur kleinere Mengen Wasserstoff verkauft: «Die Marktentwicklung in der Schweiz verläuft langsamer als erwartet. Kurzfristig ist nicht mit einem Betrieb unter Volllast zu rechnen.»
Auch die Axpo wünscht sich Förderinstrumente, damit noch mehr Lastwagen mit Wasserstoff fahren.
Aktuell sind gemäss der Firma Hydrospider rund 30 Firmen im Schweizer «Wasserstoff-Mobilitäts-Geschäft» tätig. Sie alle hoffen, dass sich Wasserstoff durchsetzen wird.
Heike Worm vom Beratungsunternehmen Polynomics sagte gegenüber SRF, Prognosen seien schwierig: «Die Wasserstofftechnologie, aber auch die alternativen Technologien, stecken noch in den Kinderschuhen.» Kostenmässig sei noch nicht klar, wo die Reise hingehe.