Das Projekt: Alpiq plant in Geralfingen SO eine neue Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Es soll die grösste werden in der Schweiz. «Damit könnten wir etwa 3000 bis 3600 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren», sagt Alpiq-Mediensprecher Guido Lichtensteiger. Dies wäre zehnmal mehr grüner Wasserstoff, als die aktuell grösste Anlage der Axpo in Domat/Ems herstellt.
Das Produkt: Die geplante Anlage der Alpiq, aber auch die Anlage der Axpo produzieren grünen Wasserstoff. Dieser wird mit Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen. Heute ist der grösste Teil des Wasserstoffs in der Schweiz grauer Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas oder Erdöl erzeugt wird. Dabei entsteht Kohlendioxid als Abfallprodukt, weshalb der graue Wasserstoff nicht klimaneutral ist.
Die Details: Die Wasserstoffanlage der Alpiq ist auf dem Areal des Stahlkonzerns Stahl Gerlafingen geplant, direkt an den Gleisen. 70 Prozent des Wasserstoffs soll denn auch per Zug abtransportiert werden, der Rest per Lastwagen. Am Standort ergeben sich weitere Synergien: Der Sauerstoff, der als Nebenprodukt entsteht, soll im Stahlwerk gebraucht werden, um den Schmelzofen einzuheizen.
Die nächsten Schritte: Nun liegen die Pläne für die grüne Wasserstoffanlage in Gerlafingen öffentlich auf. Parallel dazu wird die Bevölkerung informiert. Die Gemeinde Gerlafingen steht hinter dem Projekt: «Die vorliegende Planung entspricht insbesondere den Anstrengungen, umweltschonende Energieträger zu produzieren. Zudem befindet sich der Projektstandort vollständig innerhalb des bereits überbauten Industrieareals, womit keine unverbauten Flächen beansprucht werden müssen», schreibt der Gemeinderat. Der Energiekonzern Alpiq hofft, dass die Anlage ab 2027 Wasserstoff produzieren wird.
Der Hintergrund: Wasserstoff soll laut Bundesrat einen wichtigen Beitrag leisten, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Darauf setzt die Alpiq. Sprecher Lichtensteiger: «Es gibt Bereiche, die nicht so leicht zu elektrifizieren sind, der Schwerverkehr zum Beispiel. Und dort kann man den grünen Wasserstoff einsetzen.»
Auch im Luft- und Schiffsverkehr oder als saisonaler Energiespeicher zur Stromproduktion könnte er verwendet werden. Eine Verwandlung zurück in Strom wäre allerdings ineffizient.
Kostenmässig ist noch nicht klar, wo die Reise hingeht.
Das Risiko: Heute spielt Wasserstoff eine untergeordnete Rolle, die Anzahl Lastwagen oder Busse, die damit angetrieben werden, ist marginal. Expertinnen und Experten sind sich zudem nicht sicher, ob sich Wasserstoff überhaupt einmal durchsetzt. Heike Worm vom Beratungsunternehmen Polynomics sagte gegenüber SRF: «Die Wasserstofftechnologie, aber auch die alternativen Technologien stecken noch in den Kinderschuhen. Kostenmässig ist noch nicht klar, wo die Reise hingeht. Es ist quasi unmöglich, eine Prognose abzugeben.»
Die Konkurrenz: Am meisten grüner Wasserstoff wird im Moment in Domat/Ems produziert. Die Anlage des Energiekonzerns Axpo gilt als die grösste der Schweiz: Sie produziert jährlich bis zu 350 Tonnen Wasserstoff und nutzt dafür den Strom des Wasserkraftwerks Reichenau. In der Planung ist zudem eine weitere Anlage der Axpo in Brugg.