Im Einzugsgebiet der Emme hat es am Montag stark geregnet. Es kam zu einem Hochwasser. Solch ein Anschutz (siehe Erklärbox) ist nicht unüblich. Das erklärt Andreas Hertig, Leiter des Bereichs Fischereimanagement beim Fischereiinspektorat des Kantons Bern.
«Die Fische in der Emme oder in anderen Gewässern haben sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende an solche Ereignisse angepasst. Aber bei so einem Ereignis sterben jedes Mal Fische.» Für den Tod der Tiere gibt es verschiedene Gründe.
Die Fische können zum Beispiel am Riesenschwall sterben. «Sie werden verfrachtet, durch mitgeführtes Geschiebe unter Umständen erdrückt, erschlagen. Allenfalls auch von Baumstämmen. Oder sie werden durch die Wassermassen herumgeschleudert und auf diese Art erschlagen», erklärt Andreas Hertig.
Ein weiterer Grund ist, dass sich die Fische ihrem natürlichen Instinkt folgend nahe dem Ufer aufhalten. «Dort ist es strömungsberuhigt. Die Fische geraten dann auf Überflutungsflächen. Sie fallen trocken, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht.» Das sind laut dem Leiter des Berner Fischereiinspektorats die beiden Hauptgründe.
Er nennt eine dritte und seltene Sterbeursache: «Wenn das Wasser extrem viele Schwebstoffe mitführt, zum Beispiel nach Murgängen oder wenn sehr viel Uferweg erodiert ist, können die Kiemen verstopfen. Dann können die Fische auch ersticken.»
Noch vor zwei Wochen war die Emme im betroffenen Gebiet über mehrere 100 Meter ausgetrocknet. Jetzt diese Flutwelle. Bis zu den 1990er-Jahren habe es jährlich wenig bis sehr wenig Wasser und auch immer wieder Hochwasser gegeben, so Hertig. Daran hätten sich die Fische gewöhnt.
In den letzten 20 bis 30 Jahren wurden die Ereignisse in beide Richtungen jedoch immer extremer. «Wir haben immer häufiger Hochwasser, stärkere Hochwasserspitzen. Und wir haben immer längere Trockenphasen oder immer ausgedehntere Abschnitte der Emme, die trocken fallen. Und auch immer wärmeres Wasser.»
Der Leiter des Fischereiinspektorats bezweifelt, dass sich die Fische an solche Flutwellen gewöhnen können. «Weil die Intensität und die Hochwasserspitzen immer mehr zunehmen und zudem die Abstände zwischen solchen starken Hochwassern immer kleiner werden. Den Fischpopulationen fehlt wahrscheinlich die Zeit, um sich regenerieren zu können. Deswegen sehe ich eher schwarz, dass die Fischbestände dies auf Dauer packen werden.»