Es finde ein weltweiter Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit von Finanzplätzen statt, stellte Finanzminister Ueli Maurer vor den Medien fest. Der nun vorliegende Bericht mit seiner Ausrichtung solle die «Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz verbessern».
Es geht also primär um die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes, doch spiele die Umwelt dabei eine zentrale Rolle, betonte Maurer: «Der Finanzplatz will einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Nachhaltigkeit leisten.»
Die Finanzen sollen im Gesamtkontext Klimawandel einen wichtigen Beitrag leisten.
Branson: Risikomanagement und Transparenz
Aber wie? Mark Branson, der Chef der Finanzmarktaufsicht (Finma), erklärt: «Erstens wollen wir dafür sorgen, dass die Finanzinstitute ihre klimabezogenen Finanzrisiken angehen und aktiv managen. Zweitens möchten wir die Transparenz über diese Risiken verbessern.»
Das heisst konkret, die Finanzinstitute sollen den Kunden transparent aufzeigen, wenn eine Investition risikoreich ist, weil der Aktienkurs eines Unternehmens als Folge der Klimaentwicklung an Wert verlieren könnte. Und die Finanzinstitute sollen auch klar darlegen, was eine Investition mit Blick auf die Umwelt und das Klima bewirkt.
Die Branche selber wehrte sich lange gegen mehr Transparenz. Heute sagt der Geschäftsführer der Bankiervereinigung Jörg Gasser: «Auch wir begrüssen den Nachhaltigkeitsbericht ausdrücklich. Er zeigt, dass wir alle am selben Ziel arbeiten. Wir wollen eine Schweiz, die vorangeht und bei den nachhaltigen Finanzdienstleistungen eine absolute Führungsrolle einnimmt.»
Wir wollen eine Schweiz, die vorangeht und bei den nachhaltigen Finanzdienstleistungen eine absolute Führungsrolle einnimmt.
Der Direktor des Versicherungsverbands Thomas Helbling betont einen zweiten Grundsatz des bundesrätlichen Berichts: «Der Versicherungsverband bewertet insbesondere positiv, dass der Bund auf Marktkräfte vertraut und sich selbst eine subsidiäre Rolle zuweist.»
Greenpeace: Selbstregulierung reicht nicht
Bei der Umweltorganisation Greenpeace kommt genau dieser Punkt schlecht an, nämlich dass der Bundesrat auf die Eigenverantwortung der Branche setzt. So sagt Greenpeace-Experte Peter Haberstich: «Wir halten die bundesrätlichen Vorschläge für zahnlos. Er setzt weiterhin auf freiwillige Selbstregulierung der Finanzbranche. Wir wollen aber, dass die Finanzflüsse für den Schweizer Finanzplatz klimaverträglich werden.» Solange mit der Finanzierung von Kohlekraftwerken Profit möglich sei, werde das auch getan.
Solange mit der Finanzierung von Kohlekraftwerken Profit gemacht werden kann, wird das auch gemacht.
Wer eine Aktivität finanziere, sei auch mitverantwortlich für die dadurch entstehenden Klimaschäden. Deshalb brauche der Finanzsektor Klimaziele von der Politik, wie das andere Branchen auch hätten.
Maurer: Nicht allzu viel regulieren
Warum also keine verbindlichen Vorgaben, die den Finanzmarkt zwingen, mit ihren Investitionen und Krediten ein Klimaziel von maximal 1.5 Grad Erwärmung zu erreichen?
Bundesrat Maurer antwortet darauf: «Der Staat muss sich wohl auch hüten, hier allzu viel zu regulieren.» Denn der Markt und die Entwicklung seien sehr stark in Bewegung. Wenn man heute etwas reguliere und vorgebe, könne das bereits morgen durch neue Aspekte überholt sein.
Der Staat muss sich wohl auch hüten, hier allzu viel zu regulieren, denn die Entwicklung geht rasant voran.
Maurer befürchtet wohl, dass mit zu viel Regulierung die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes leidet. Aber die Frage bleibt, ob dieses Vertrauen in die Branche gerechtfertigt ist. Denn bis anhin war der Finanzplatz kein Umwelt-Musterschüler.