Am 4. Juni hat Swissmedic den Corona-Impfstoff von Pfizer/Biontech in der Schweiz auch für 12- bis 15-Jährige zugelassen. Eine offizielle Impf-Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen gibt es bisher noch nicht. Christoph Aebi, Leiter der Kinder-Infektiologie am Inselspital Bern und Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, über das Vorgehen.
Seit noch nicht einer Woche ist der Impfstoff von Pfizer/Biontech für 12-15-Jährige zugelassen. Kann sich ein 13-Jähriger jetzt bereits impfen lassen?
Nein, es ist zwar ein Zulassungsschritt erfolgt, aber noch keine Empfehlung da. Swissmedic hat den Impfstoff für wirksam und sicher befunden. Aber die Empfehlung vom BAG und der Impfkommission (Ekif) steht noch aus.
Die Beratschlagungen laufen. Was ist der Zeithorizont?
Das kann ich noch nicht genau sagen. Die Ekif wird noch diesen Monat eine Empfehlung herausgeben, diese wird dann aber nochmals mit dem BAG abgeglichen. Wann das genau der Fall sein wird, kann ich nicht sagen. Hoffentlich noch diesen Monat, möglicherweise bis Mitte Juli.
Wie funktioniert dieses Abgleichen mit dem BAG - welcher Entscheid ist am Ende ausschlaggebend?
Das ist gemeinsamer ein Prozess, der in Zusammenarbeit verläuft. Es gibt Gruppen der Ekif, die sich immer wieder mit dem BAG treffen und zusammen die bestmögliche Empfehlung ausarbeiten. Am Ende ist das BAG aber für den endgültigen Wortlaut zuständig, den sie herausgeben.
Die Diskussionen laufen, sie sind nicht öffentlich - wie erleben Sie diese?
Generell sind diese Diskussionen sehr konstruktiv. Es ist wichtig, dass man einen breiten Konsens findet. In diesem Fall ist die Diskussion aus verschiedenen Gründen sehr schwierig. Aufgrund der Gesamtsituation der Pandemie stehen wir unter gewissem Druck. Auch ist die Krankheitslast in diesem Altersbereich sehr gering, aber auf der anderen Seite stehen die Überlegungen, wie man dieses Virus möglichst rasch und nachhaltig an der Weiterverbreitung hindern kann. Diese zwei Faktoren sind nicht unbedingt einfach zu vereinen.
Auch in Deutschland hat sich die Impfkommission noch nicht durchgerungen, einen Entscheid zu fällen, die Diskussionen werden hitzig geführt. Nimmt man dies auf, was in anderen Ländern so passiert?
Was an harten Fakten passiert, ist ganz wichtig, wir sind keine Insel. Das sieht man auch bei den Diskussionen ums Impfzertifikat, wir sind nicht komplett unabhängig. Das ist auch richtig. Auf der emotionalen Seite: eher weniger. Das versuchen wir auszublenden, um möglichst rational einen guten Entscheid zu treffen.
Die Impfung ist ein Abwägen zwischen Nutzen und Risiken. Man sieht, dass die Impfung gut schützt. Kann man denn durch die bisherigen Datenlagen sagen, wie gross die Nebenwirkungs-Risiken für die Jugendlichen sind?
Das ist ein wichtiger Punkt. Was man an Daten hat, ist relativ beschränkt. Man hat eine Studie, die Zulassungsstudie von Pfizer, die 2000 Jugendliche untersucht hat, wovon 1000 das Placebo erhalten haben. Bei den 1000 Probanden hat man eine hervorragende Wirksamkeit gesehen. Das Nebenwirkungs-Spektrum war dabei ungefähr wie bei jungen Erwachsenen. Es gab relativ häufig lokale Beschwerden, also Schmerzen beim Impfarm und Müdigkeit, manchmal auch Gliederschmerzen oder Fieber. Das ist alles nicht gefährlich, kann aber im Extremfall dazu führen, dass ein Jugendlicher bei der Lehrstelle für ein oder zwei Tage fehlt.
Das Gespräch führte Barbara Peter.