Ab heute können sich in der Schweiz auch Kinder und Jugendliche gegen Corona impfen lassen. Die schweizerische Zulassungsbehörde für Arzneimittel Swissmedic hat den Pfizer/Biontech-Impfstoff für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Doch was geschieht, wenn Eltern ihre Kinder impfen lassen wollen, die Kinder das aber ablehnen?
Entscheidend ist im Konfliktfall gemäss Bundesamt für Gesundheit hier die Urteilsfähigkeit der Jugendlichen. Wenn es Uneinigkeiten gibt, sei aber meistens das Gegenteil der Fall, sagt der Präsident des Verbands der Haus- und Kinderärzte Schweiz, Philippe Luchsinger: Der oder die Jugendliche will sich impfen lassen, die Eltern lehnen es ab.
Doch ab wann gilt ein Jugendlicher als urteilsfähig? «Da gibt es keine fixe Altersrichtlinie. Ab wann eine Jugendliche oder ein Jugendlicher urteilsfähig ist, entscheidet der behandelnde Arzt», sagt Luchsinger.
Jugendliche wünschen Impfung
Der Kinderarzt Harald Schütze bestätigt in einer Praxis im Zürcher Seefeld Luchsingers Einschätzung: «Bei Hepatitis-B-Impfungen und insbesondere bei der Gebärmutterhalskrebs-Impfung ist es sehr oft so, dass Jugendliche sich impfen lassen wollen, aber die Eltern eher zurückhaltend sind. Meistens entscheide ich dann im Sinne der Jugendlichen.»
Auch viele seiner Patientinnen und Patienten wollen sich so schnell wie möglich gegen Covid-19 impfen lassen. Zum Beispiel der 14-jährige Jacob: «Es würde alles viel einfacher machen und ich würde mich viel wohler fühlen – vor allem, wenn ich mein Grosi besuchen gehe.»
Jacobs Schwester Martha ist 17 und hat ihren Impftermin bereits. Die Frage, wer über die Impfung entscheidet, stellt sich für die beiden nicht – die Eltern sind derselben Meinung wie die Kinder. «Wenn sie dagegen wären, würde ich versuchen, meinen Willen durchzusetzen und mir Unterstützung bei Lehrpersonen oder Verwandten suchen», sagt Martha.
Wichtig sei es, den Kindern und Jugendlichen genügend Informationen zu geben, damit sie auch eine gute Grundlage für die Entscheidung hätten. In der Schule habe ihre Klasse zum Beispiel durchgenommen, was eine Impfung überhaupt ist und warum die Entwicklung jetzt so schnell ging. «Das hat mir sehr geholfen, eine Entscheidung für mich selber zu treffen», so Martha.
Warum Kinder impfen?
In vielen Ländern läuft das Impfprogramm für Kinder bereits, beispielsweise in Kanada. In der EU wurde die Impfung letzte Woche zugelassen. Doch ist es überhaupt nötig, Kinder und Jugendliche zu impfen? Die meisten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen verlaufen milde. Und der Verdacht, sie seien eigentliche «Viren-Schleudern» ist widerlegt.
Der Leiter Krisenbewältigung beim BAG setzt sich trotzdem dafür ein. «Wenn wir das Virus kontrollieren wollen, dann braucht es einen möglichst grossen Anteil von Immunen, sei dies durch eine Impfung oder durch eine durchgemachte Erkrankung», sagt Patrick Mathys.
Die Sicherheitsbedenken gegenüber des Pfizer/Biontech-Impfstoffs könne zudem die Zulassungsstudie entkräften, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis: «Über 2000 Jugendliche haben bei der sogenannten Phase 3-Studie, mitgemacht. Die Nebenwirkungen waren ähnlich wie bei den Erwachsenen: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen hatten entweder Schmerzen am Arm, Kopfschmerzen oder sie litten unter Müdigkeit. Es hat aber keine schweren Nebenwirkungen gegeben.»