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Wenn der Verzugsschaden zum Druckmittel wird
Aus Espresso vom 07.01.2019. Bild: SRF
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Inkasso-Firmen Wenn der Verzugsschaden zum Druckmittel wird

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Jahren raten Schuldenberatungen, Konsumentenschützer und auch das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», den Verzugsschaden, welchen Inkassofirmen verrechnen, nicht zu zahlen. Die rechtliche Grundlage dafür fehle.
  • Nun schwärzen Inkassofirmen Schuldner bei Wirtschaftsauskünften an. Das soll die Schuldner dazu bewegen, den Verzugsschaden dennoch zu bezahlen.
  • Schuldenberater Mario Roncoroni kennt das Geschäftsgebaren der Inkassobüros. Er findet, es «eine Frechheit», dass Inkassobüros die Schuldner auf diese Weise unter Druck setzen, um den umstrittenen Verzugsschaden einzutreiben.

In einer schwierigen Lebensphase verlor eine 33-jährige Frau für kurze Zeit die Übersicht über Ihre Rechnungen. Weil sie ein Sofa nicht bezahlt hatte, bekam sie Post vom Inkassobüro Infoscore.

Sofort bezahlte die 33-Jährige die Rechnung für das Sofa sowie die Verzugszinsen. Den Verzugsschaden von 160 Franken, den Infoscore auf den ursprünglichen Rechnungsbetrag draufgeschlagen hatte, beglich sie nicht. Dann: «Ich wollte im Internet für 60 Franken Fixleintücher auf Rechnung bestellen. Da kam die Meldung, dass dies nicht möglich sei. Offenbar bin ich nicht mehr kreditwürdig.»

Kreditampel steht auf gelb statt grün

Sie ging der Sache nach und findet heraus, dass Infoscore der Wirtschaftsauskunft Crif die offene Forderung über den Verzugsschaden gemeldet hat. Nun steht ihre Kreditampel nicht mehr auf grün, sondern auf gelb. Das heisst: Bestimmte Online-Shops liefern nicht mehr auf Rechnung.

Die 33-Jährige ist empört: «Ich finde es eine Frechheit, dass ich wegen des nicht bezahlten Verzugsschadens hingestellt werde wie eine Schwerverbrecherin.» Sie hat weder Betreibungen noch sonstige offene Rechnungen.

Genau das Gleiche hat ein 27-jähriger «Espresso»-Hörer erlebt. Auch er hat den Verzugsschaden des Inkassobüros Infoscore nicht beglichen. «Sie haben mir über Monate damit gedroht, meine Daten an die Wirtschaftsauskunft Crif weiterzuleiten, wenn ich die 400 Franken Verzugsschaden nicht bezahlen würde.»

Nun hat Infoscore die Drohung wahr gemacht. Als der 27-Jährige kürzlich bei einem Onlineshop auf Rechnung einkaufen wollte, war dies nicht mehr möglich. «Ich fühle mich total ausgeliefert», ärgert er sich.

Negative Einträge als Druckmittel

Mario Roncoroni, Co-Leiter der Berner Schuldenberatungsstelle kennt das Geschäftsgebaren der Inkassobüros aus langjähriger Erfahrung: «Ich finde es eine Frechheit, dass Inkassobüros wie Infoscore die Schuldner mit negativen Einträgen bei der Crif unter Druck setzen, um den umstrittenen Verzugsschaden einzutreiben.»

Komme dazu, dass der Verzugsschaden in vielen Fällen völlig überrissen sei. Im Kanton Bern habe er es jedenfalls noch nie erlebt, dass ein Gericht den Verzugsschaden gutgeheissen hätte.

«Espresso» wollte vom Inkassobüro Infoscore wissen, warum es mit einem negativen Eintrag bei der Wirtschaftsauskunft Crif Druck ausübe. Infoscore wollte konkrete Fragen jedoch nicht beantworten. In einer allgemeinen Antwort schreibt das Unternehmen, dass Infoscore sich dafür einsetze, dass die Schuldner ihrer Zahlungspflicht nachkämen. Der Verzugsschaden decke die Aufwendungen des Gläubigers und sei damit geschuldet. Darum werde die offene Forderung auch übermittelt.

So ganz sakrosankt scheint der Verzugsschaden doch nicht zu sein: Der 27-jährige Espresso-Hörer hat sich beim Inkassoverband VSI über Infoscore beschwert. Daraufhin schrumpfte der Verzugsschaden von 400 auf 20 Franken.

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