Darum gehts: Die Quaggamuschel und der Japankäfer sorgen für Schlagzeilen: Erstere wurde jüngst auch in zwei Seen in der Zentralschweiz gefunden , und im Zürcher Unterland kämpfen die Behörden seit vergangenem Jahr verzweifelt gegen die Ausbreitung des krabbelnden Schädlings : Es sind nur zwei Beispiele für sogenannte «invasive Arten», die das hiesige Ökosystem gefährden.
Diese Arten gibt es: In der Schweiz gibt es über 1000 sogenannte «gebietsfremde Arten». Viele von ihnen sind jedoch harmlos. 200 Arten klassifziert das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hingegen als «invasiv». Neben der Quaggamuschel und dem Japankäfer gehören die Tigermücke, die Asiatische Hornisse oder die Rotwangen-Schmuckschildkröte genauso wie der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär dazu. Noch häufiger sind es aber Pflanzen, die es sich hier gemütlich machen: so etwa das Schmalrohr oder der Kirschlorbeer: Solche sogenannten «Neophyten» finden sich im ganzen Land.
So kommen diese Arten zu uns: Dass Tiere, Pflanzen oder Pilze aus fremden Gefilden hierzulande heimisch werden, ist nichts Aussergewöhnliches, sondern bis zu einem gewissen Grad der natürliche Lauf der Dinge. Die Industrialisierung hat ihre Verbreitung jedoch exponentiell gesteigert. Durch den internationalen Warenverkehr und den Tourismus tragen die Menschen dazu bei: manchmal absichtlich, häufiger jedoch nicht.
Darum ist das ein Problem: Das Bafu schreibt: «Invasive Arten können die biologische Vielfalt, Ökosystemleistungen sowie deren nachhaltige Nutzung beeinträchtigen.» Auch die Landwirtschaft ist betroffen: So sorgt die Kirschessigfliege etwa für erhebliche Verluste bei der Traubenernte. Und zum Teil können die Exoten sogar gesundheitsgefährdend für Menschen sein: Die Tigermücke etwa kann das Dengue-Fieber übertragen.
Diese Rolle spielt der Klimawandel: Die Nachrichten über neue Funde invasiver Arten scheinen sich zu häufen: So wurde der Japankäfer beispielsweise in der Schweiz erst 2017 nachgewiesen. Es liegt nahe, dieses Wachstum einzig und allein auf den Klimawandel zurückzuführen. Doch gemäss dem Botaniker Stefan Eggenberg ist es komplizierter: «Es ist die Kombination aus Mensch und Klimawandel, die für die aggressive Verbreitung sorgt.» Menschen hätten schon immer Tiere und Pflanzen transportiert. Nun aber fänden diese invasiven Arten an den Zielorten veränderte Bedingungen vor: Je wärmer es hier wird, desto besser können sich gewisse Arten hier ausbreiten.
So reagieren die Behörden: Forschende versuchen es mit kreativen Lösungsansätzen, wie etwa der Sterilisierung männlicher Tigermücken . Eggenberg, der der Stiftung infoflora als Direktor vorsteht, erwartet dennoch weiterhin ein exponentielles Wachstum. «Bei einigen Arten können wir gar nichts machen und nur zusehen.» Bei anderen könnten die Behörden die Ausbreitung allerdings frühzeitig unterbinden. Dabei gelte: je früher, desto besser. Die Nachricht scheint angekommen zu sein: Im März hat der Bund eine neue Freisetzungsverordnung verabschiedet. Ab dem 1. September ist der Verkauf von mehr als einem Dutzend gebietsfremden Pflanzenarten wie Kirschlorbeer, Sommerflieder oder dem Schmalrohr verboten.
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Mitarbeit: Christoph Leisibach.