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Investition in Weiterbildung Statt Sozialhilfe bald wieder arbeiten

  • Mit gezielter Weiterbildung sollen Menschen aus der Sozialhilfe zurück in den Arbeitsmarkt gelangen.
  • Der Schweizerische Verband für Weiterbildung und die Konferenz für Sozialhilfe haben dazu einen Plan vorgelegt.
  • Um den Plan umzusetzen sei mehr Geld nötig, so die beiden Organisationen.

Weiterbildung soll es 75'000 Sozialhilfebezügern und -bezügerinnen in der Schweiz ermöglichen, eine Stelle zu finden. Die Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) und der Verband für Weiterbildung (SVEB) lancieren eine Weiterbildungsoffensive und fordern dafür Geld von Bund und Kantonen.

«Wir fordern einen Paradigmenwechsel», sagt SVEB-Präsident und SP-Nationalrat Matthias Aebischer: Sozialihifebezüger sollen künftig nicht so rasch als möglich wieder irgendetwas arbeiten, sondern «wir wollen, dass sie eine bessere Grundbildung erhalten». Ziel: Der Abschluss einer Berufslehre.

Viele ohne Ausbildung

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Von rund 273'000 Sozialhilfeempfängern im Jahr 2016 waren laut der SKOS knapp 194'000 volljährig. Die Hälfte von ihnen hat keinen Berufsabschluss, und 30 Prozent haben Schwierigkeiten mit Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen.

Sozialdienste schätzten in einer Umfrage der SKOS, dass 40 Prozent der Erwachsenen mit Sozialhilfe mit Weiterbildung mehr Chancen auf eine berufliche Integration haben. Einige Sozialdienste und Sozialämter haben bereits Angebote für diese Menschen, und in Pilotprojekten werden Ansätze erprobt.

SKOS und SVEB schlagen ein dreistufiges Modell vor:

  1. Erwerb von Grund- und Alltagskompetenzen.
  2. Qualifikationen unterhalb des Niveaus einer Lehre.
  3. Absolvieren einer Berufslehre oder einer Attestlehre.

Gefragt sind nicht blosse Hilfsjobs

Beide Verbände fordern ein Umdenken: Um Menschen mit Sozialhilfe zu einer Erwerbsarbeit zu verhelfen, brauche es nicht Beschäftigung im zweiten Arbeitsmarkt, sondern zielgerichtete und begleitete Weiterbildung nahe am regulären Arbeitsmarkt. Die Qualifizierung müsse so gründlich wie nötig sein.

Um dieses Programm umzusetzen braucht es laut SKOS und SVEB mehr Geld. Beide Organisationen sprechen von einem «substanziellen Kredit». Derzeit sind dafür pro Jahr 15 Millionen Franken im Bundesbudget vorgesehen.

SVEB-Präsident Aebischer betont, der Bund habe mit dem Weiterbildungsgesetz jetzt auch eine gesetzliche Grundlage, um diese Weiterbildung gezielt zu fördern. Schliesslich gehe es darum, die Sozialhilfe-Ausgaben, die durch Kantone und Gemeinde getragen würden und jährlich 2,6 Milliarden Franken ausmachen, zu senken.

Symbolbild: Broschüren unter dem Titel «Selbsthilfe» liegen in einem Sozialzentrum auf.
Legende: Der Gang aufs Sozialamt soll dank besserer Ausbildung für viele unnötig werden. Keystone Archiv

Auch Kantone und Sozialdienste gefordert

Von den Kantonen verlangen die Verbände, den Anspruch auf Stipendien auf alle Altersgruppen und auf alle Ausbildungen auszudehnen, die an die obligatorische Schule anschliessen. Die Stipendien sollten die Existenz möglichst vollumfänglich sichern. Ebenso müssen die Kantone für zur Weiterbildungsoffensive passende Bildungsangebote sorgen.

Die Sozialdienste wiederum müssen sicherstellen, dass Bezüger von Sozialhilfe eine Standortbestimmung erhalten, in der ihre Fähigkeiten abgeklärt werden. Auch müssen sie mit den Bildungswilligen verbindliche Bildungsziele festlegen.

SKOS und SVEB sehen ihre Weiterbildungsoffensive auch als Beitrag zur Ausschöpfung des Arbeitskräfte-Potenzials im Inland: Ausbildung für eine Arbeit bringe nicht nur Sozialhilfebezüger weiter, sondern nütze auch der Wirtschaft und der Gesellschaft, schreiben sie. Beispielhafte Projekte in einigen Kantonen seien der Beweis dafür.

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