Die Rega war auch im letzten Jahr gefordert. In der Schweiz gingen die Einsätze zwar gegenüber dem Vorjahr um knapp fünf Prozent zurück, dafür waren mehr Ambulanzjets für Hilfe im Ausland gefragt. Im Inland spielte vor allem das Wetter eine grosse Rolle für die Rega-Einsätze. So war die Rega auch während der Überschwemmungen im Tessin und im Misox gefordert.
«Die Ortschaft, die wir kannten, war nicht mehr dort»
Der neue Rega-Chefpilot Mario Agustoni vergisst die Bilder nie mehr, die er aus der Luft gesehen hat, als er am zweiten Tag nach den Unwettern im Maggiatal zum Einsatz kam. «Für mich war es sehr anstrengend. Es ist eine Landschaft, die wir sehr gut kennen. Die Ortschaft, die wir kannten, war nicht mehr da. Das war sehr eindrücklich.»
Das ganze Ausmass der heftigen Unwetter war für den ehemaligen Militärpiloten erst aus der Helikopterperspektive wirklich vorstellbar. «Die Strassenverbindung – etwas, das wir für fast unzerstörbar halten – war wie aus Karton. Sie war weg.»
Insgesamt vier Rega-Helikopter hatten während einer Woche 72 Personen aus dem Unwettergebiet ausgeflogen. Nur eine Woche zuvor war die Rega auch im Misox im Einsatz. 22 Personen wurden dort auf dem Luftweg evakuiert. Es waren intensive Wochen für die Rettungsflugwacht.
Mehr Einsätze als im Fünfjahresdurchschnitt
Ansonsten aber sorgte das Wetter im letzten Jahr auch dafür, dass die Rega weniger zu tun hatte. So gingen die Einsätze um fast fünf Prozent zurück. Mit ein Grund waren die vielen Regentage im Frühling und Frühsommer.
Das Dispositiv der Rega ist so aufgestellt, dass wir mit einer Zunahme rechnen.
Dennoch – die knapp 20'000 Einsätze im 2024 sind etwa sechs Prozent mehr als im Fünfjahresdurchschnitt. Und die Tendenz sei klar, wie Rega-Chef Ernst Kohler sagt: «Das Dispositiv der Rega ist so aufgestellt, dass wir mit einer Zunahme rechnen. Das Freizeitverhalten der in der Schweiz lebenden Bevölkerung steigt leicht an. Viele gehen wandern oder biken. Das widerspiegelt sich in der Einsatztätigkeit der Rega.»
Auch die Auslandseinsätze steigen seit Jahren kontinuierlich an. Mit den drei Ambulanzjets hat die Rega rund 1300 Personen vom Ausland in die Schweiz zurückgeflogen. «Den Grund sehen wir darin, dass auch immer ältere Menschen mehr Reisen im Ausland unternehmen. Das kann dazu führen, dass die eine oder die andere Person krank oder verunfallt in die Schweiz zurückgeführt werden muss.»
Moderne Flotte
Die Rega ist also im In- und Ausland weiter gefordert und braucht dafür auch eine moderne Flotte. In Locarno wurden denn auch die neusten Rega-Helikopter vorgestellt. Bei den Unwettern im Maggiatal regnete es bisweilen so stark, dass die Helikopter nicht starten konnten. Und das würde sich leider auch mit den neusten Maschinen nicht ändern, sagt Chefpilot Mario Agustoni: «Es gibt immer wieder meteorologische Phänomene, die wir nicht meistern können. Das wird auch die nächsten Jahre so bleiben. Heftige Gewitter, Hagel und Situationen mit Vereisung können wir noch nicht bewältigen.»