Wann ist die Schweizer Impfquote hoch genug? Christoph Berger, Präsident der eidgenössischen Kommission für Impffragen, betonte am Mittwoch an der Medienkonferenz, dass man in eine Dimension wie Dänemark und Schweden kommen müsse, um Massnahmen aufzuheben. Gesundheitsminister Alain Berset legte am Freitag nach und stellte fest, dass die Schweiz erst im Februar 2022 das Niveau von Portugal im September 2021 erreichen würde.
Aus der SRF-Community erreichten uns viele Fragen, ob hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen würden. Schliesslich beziehe sich beispielsweise die schwedische Impfquote nur auf jenen Teil der Bevölkerung, für den auch eine Impfung zugelassen sei: also alle, die älter als 16 Jahre sind. In der Schweizer Impfquote sind hingegen auch Kinder unter 12 Jahren mit einberechnet. Und für Dänemark kursieren unterschiedliche Zahlen.
Lassen sich die Impfquoten mit Schweden vergleichen? In der untenstehenden Grafik sind sie vergleichbar. SRF Data bezieht die Zahlen von der wissenschaftlichen Online-Publikation Our World in Data (OWID). Dieser Dienst rechnet die jeweiligen Impfzahlen auf die Gesamtbevölkerung um. In Schweden liegt somit der Anteil vollständig geimpfter Personen bei 65 Prozent, statt – wie in der offiziellen Statistik angegeben – bei 76.9 Prozent. Jener der Schweiz liegt bei 57 Prozent.
Generell gilt bei Prozent-Zahlen immer, dass es sich lohnt zu überprüfen, worauf sie sich beziehen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verweist auf Anfrage auf sein Dashboard zur Impfung in der Schweiz und Liechtenstein. Dort könnten die verschiedenen Altersgruppen miteinander verglichen werden.
Ist die Berechnung des BAG aus epidemiologischer Sicht sinnvoll? Ziel der Impfkampagne ist es, möglichst viele Menschen vor einer Infektion und einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zu schützen. Das Virus kann in der Bevölkerung umso schlechter zirkulieren, je mehr Menschen geimpft sind. Denn auch wer infiziert ist, aber keine Symptome entwickelt, kann das Virus weitergeben und so das Infektionsgeschehen weiter vorantreiben. Weil auch Kinder unter 12 Jahren Träger des Virus sein und es weiterverbreiten können, macht es also Sinn, die Impfquote auf die Gesamtbevölkerung zu beziehen, um die epidemiologische Situation zu beschreiben.
Wie sieht es in Dänemark aus? Neben jenen von Schweden sollten auch die Zahlen von Dänemark genau angeschaut werden. Das Land hatte es sich zum Ziel gesetzt, bis zum 1. Oktober 90 Prozent aller über 12-Jährigen eine erste Impfdosis zu verabreichen. Die dortige Impfquote lag am Donnerstag aber nur bei 86.6 Prozent, das Ziel wurde somit knapp verfehlt. Laut der Statistik des Statens Serum Institut war man aber noch viel weiter vom Ziel entfernt, es wies eine Erst-Impfquote von 76 Prozent aus. Die Erklärung: Das Institut gibt die Zahlen für die Gesamtbevölkerung an. Deshalb kursieren also in Dänemark unterschiedliche Zahlen zur Impfquote.
Und in Portugal? Das Land hat eine der höchsten Impfquoten Europas. Im Impfbericht zur Woche 38 weist das Gesundheitsministerium aus, dass 84 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft wurden – über die gesamte Bevölkerung hinweg.