Schock für das Aargauer Kantonalschwingfest: Das Fest, welches 2026 in Aarau geplant ist, muss ohne die Unterstützung des Zivilschutzes auskommen. Dabei war die Hilfe bisher eine wichtige Stütze beim Auf- und Abbau von Arena und Tribüne. Aber dem Zivilschutz fehlt das Personal. Das trifft künftig weitere Grossanlässe, vermutet der kantonale Verband.
Zivilschützer helfen bei Schwingfesten, Turnfesten oder Skirennen
Das Aargauer Kantonalschwingfest zählt jährlich 6000 Besuchende. Den Traditionsanlass gibt es seit 120 Jahren. Er findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt, in zwei Jahren in Aarau Rohr. Arena und Tribüne werden auf der grünen Wiese aufgestellt. Dieses Mal hilft der regionale Zivilschutz überraschenderweise aber nicht beim Aufbau der Infrastruktur.
Personalengpässe beim Zivilschutz
Der Präsident des kantonalen Zivilschutzverbandes, Romuald Brehm, macht die angespannte Personalsituation für die Absage verantwortlich: «Es ist ein Drittel weniger Personal vorhanden. Das wird in den nächsten zwei Jahren so bleiben. Weniger Personal, aber mehr Leistungen erbringen – das geht nicht auf.»
Die Aargauer Zivilschützer seien bei mehreren Hochwassersituationen und in der Corona-Pandemie personell gefordert gewesen. Mehr Einsätze würden nicht drinliegen.
Hinzu kommt in Aarau, dass in derselben Zeit das Aarauer Kantonsspital und ein städtisches Altersheim in Neubauten umziehen. Der regionale Zivilschutz hilft dort mit. «Diese beiden Aufträge entsprechen dem Leistungsauftrag vollumfänglich», begründet Carmen Suter-Frey, Präsidentin der regionalen Zivilschutzorganisation RBZK.
Das Schwingfest erleidet einen Genickbruch.
Für den OK-Präsidenten des Schwingfests in Aarau, Andi Schumacher, ist die Absage einschneidend: «Das Schwingfest erleidet einen Genickbruch. Wir brauchen für Auf- und Abbau der Infrastruktur während rund eineinhalb Wochen total rund 30 Zivilschützer.» Das Ganze mit anderen Personen zu stemmen, sei finanziell nicht möglich.
Kernaufgaben wahrnehmen
Der Zivilschutz helfe nicht, wenn die Hilfe «überwiegend der Geldmittelbeschaffung respektive Budgeterleichterung» diene, heisst es beim regionalen Aargauer Zivilschutzverband. Ein Einsatz des Zivilschutzes ist nicht gratis, aber deutlich günstiger im Vergleich zu privaten Firmen, die Zelte und Tribünen bauen.
Der Zivilschutz macht auch Einsätze zu Gunsten der Gemeinschaft.
Soll denn der Zivilschutz überhaupt Tribünen bauen und Skipisten präparieren? Ja, das sei ein Teil des Aufgabengebiets, heisst es beim Schweizerischen Zivilschutzverband auf Anfrage. Der Grundauftrag ist der Einsatz bei Grossereignissen, Katastrophen und Notlagen.
Aber: «Gerade grössere Einsätze wie beim Lauberhornrennen oder beim Weltcup in Adelboden machen wir im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz. Es handelt sich dabei um sogenannte Einsätze zu Gunsten der Gemeinschaft.»
Nicht alle Grossanlässe gefährdet
Im Aargauer Nachbarkanton Solothurn zum Beispiel hat der Zivilschutz noch Luft für Einsätze, heisst es auf Anfrage beim Verband. Bei mehreren Anfragen müsse man aber priorisieren. Nicht alle Grossanlässe müssen also auf Zivilschützer verzichten.
Situationen wie jene in Aarau kämen schweizweit vor, heisst es beim Schweizerischen Zivilschutzverband. Weisungen erteilt der Verband nicht.
Das OK des Aargauer Schwingfest beruft nun einen Krisenstab ein. Man suche noch ein letztes Gespräch mit dem Zivilschutz, sagt OK-Präsident Andi Schumacher. Allenfalls finde man ja noch irgendwo Ressourcen, hofft er.